Donnerstag, 25. November 2010

Umweltschutz aus Egoismus

Die Klimaerwärmung schreitet voran, Arten sterben aus, die Verschmutzung der Umwelt nimmt zu, unberührte Natur und Wildtiere, ehemals Gefahrenquellen und Teil der Welt des Menschen, werden nach und nach zum seltenen Fotomotiv und verschwinden aus dem Alltag. Man diskutiert, ob und zu welchem Teil die Klimaveränderung vom Menschen verursacht ist, wer für Verschmutzungen verantwortlich gemacht werden kann, welche Tiere zu retten sind. Doch eines kann man weder diskutieren noch leugnen: unsere Umwelt verändert sich. Und sie verändert sich schneller, als sie es zu Lebzeiten des Menschen je getan hat.

Deshalb gibt es seit etwa fünfzig Jahren eine Bewegung, die sich die Bewahrung der Natur zur Aufgabe gemacht hat und im Laufe dieser Zeit mehr und mehr Anhänger gewonnen hat. Die Ziele der Umweltschutzbewegung sind eindeutig, die Gründe für ihr Entstehen vielfältig. Da war zum einen das Aufbegehren gegen die konservative, sich immer weiter von der Umwelt ab- und dem menschgeschaffenen Profitdenken zuwendende Staatsgewalt, vor allem in den USA. Da gab es eine immer größer werdende Kluft zwischen den Armen und den Reichen in den Ländern, zwischen den armen und den reichen Ländern selbst und den daraus resultierenden Hass auf die Industrie, die den Reichen, auch auf Kosten der Umwelt, ihren Wohlstand sicherte. Die Nähe der Menschen, die an alten und veralteten Werten festhielten, zu eben dieser Industrie und das Bedürfnis, sich von ihnen zu distanzieren – sei es der Umwelt oder einer progressiven Denkweise zuliebe. Oder eben purer Idealismus, geboren aus dem Glauben, die Natur wäre etwas generell Schützenswertes oder schützenswert, weil sie dem Menschen von Gott anvertraut wurde.

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Doch wozu das alles? Wieso will ein immer größerer Teil der Menschheit die Umwelt in der Form erhalten, in der sie heute ist, vor 100 oder gar 1000 Jahren war? Diese Frage stellt sich bei all den Diskussionen über Umweltverschmutzung- und schutz kaum jemand. Die Umwelt zu bewahren, das scheint irgendwie einfach richtig. Weswegen der Frage nach dem Warum keine Relevanz beigemessen wird. Allerdings bin ich mir sicher, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der einmal einen Blick hinter diese Denkweise werfen möchte - ist sie im allgemeinen Bewusstsein mittlerweile doch so selbstverständlich geworden wie das biblische “Du sollst nicht töten!”. Und genau darum soll es in diesem Eintrag auch gehen.

Zunächst möchte ich einmal die Grundlage aller folgenden Ausführungen klarstellen: der Mensch verschlechtert die Umwelt nicht, er verändert sie lediglich. Er verschmutzt sie nicht sondern ändert nur ihre Zusammensetzung. Die Veränderungen, die wir in der Umwelt beobachten können sind weder schlecht noch gut. Sie sind einfach existent. Jegliche weitere Beurteilung, jede Wertung ist subjektiv und ausschließlich auf die menschliche Sichtweise bezogen. Da dies unsere einzige Sichtweise ist, verschwimmen die Grenzen zwischen Veränderung und Verschlechterung nur allzu schnell. Dieser Artikel soll sich vom allgemeinen Tenor, dem sich auch sämtliche Medien anschließen, abheben. Denn auch in seriösen Nachrichtensendungen, Dokumentationen und Diskussionen wird gewertet, dramatisiert und eben nur aus dieser einen, menschlichen Sichtweise berichtet. Was ich niemandem vorwerfen möchte, schließlich werden diese Sendungen von Menschen für Menschen gemacht.

Da ich jedoch von den wissenschaftlichen Methoden zum Erlangen von Wissen sehr angetan bin, allem voran dem schon durch die Aussagen der Relativitätstheorie nie vollständig erreichbaren Ziel der Objektivierung der Welt, will ich im Folgenden versuchen, den Kreis der menschlich-subjektiven Wahrnehmung zu verlassen um von außerhalb einen Blick auf die Geschehnisse zu werfen.

Verlässt man also den Zeitrahmen des Menschen, der in Monaten, Jahren und Jahrzehnten denkt. Die räumliche Dimension des Menschen, die in Metern und Kilometern gemessen wird. Das Denkmuster des Menschen, das natürlicherweise jede Beobachtung mit einer Wertung versieht. So ist die erste Feststellung die sich aufdrängt: alles verändert sich. Schon immer. Und bis zum Ende aller Existenz. Zur Veranschaulichung einige Beispiele.

Die Zeit:
Ein wichtiger Grund, warum die meisten Menschen drastische Veränderungen scheuen, ist der Zeitrahmen, in dem sich das menschliche Leben abspielt. Auf die Natur bezogen geschehen in wenigen Jahren nicht viele Veränderungen und die, die sich tatsächlich vollziehen, gehen oft im viel drastischeren Wandel der Jahreszeiten unter. Längere, generationenübergreifende Veränderungen hingegen werden kaum noch wahrgenommen. Was für uns heute normal ist erschreckt unsere Großeltern, was damals als normal galt war drei Generationen früher absurd. Und so wird das, was wir heute als selbstverständlich hinnehmen, in Zukunft wohl für nostalgische Gefühle oder ein abfälliges Lächeln sorgen. Noch deutlicher wird diese Aussage, wenn man in die Extreme geht. In etwa vier Milliarden Jahren wird unsere Galaxie mit Andromeda “kollidieren”. Das klingt zunächst schrecklich, zumal sich unsere Nachbargalaxie mit über einer halben Million Stundenkilometern auf uns zubewegt. Doch wird sie bei dieser Geschwindigkeit fast 200 Millionen Jahre benötigen, bis sie unsere Galaxie vollständig durchquert hat. Zudem wird es vermutlich keinerlei Kollisionen zwischen den jeweils mehreren hundert Milliarden Sternen der beiden Galaxien geben, da die Entfernungen zwischen den einzelnen Sternen unermesslich groß sind. Auf der anderen Seite besitzen wir unzählige Enzyme in unseren Körpern, die für unser Überleben unabdingbar sind und jede einzelne Sekunde – auch jetzt – abertausende Reaktionen ermöglichen. Worauf will ich hinaus? Unsere Wahrnehmungs- und Lebensspanne schiebt uns einen Riegel vor und kein Mensch wird diese Prozesse jemals in ihrer Dynamik erfassen. Doch die Veränderung ist da, ob wir sie nun wahrnehmen oder nicht.

Der Raum:
Wir bewegen unseren Arm 40cm um uns zwischen den Beinen zu kratzen, laufen 4 Meter bis zur Toilette, fahren 4 bis 40 Kilometer zu unserer Arbeitsstelle und fliegen 400 bis 4.000 Kilometer in den Urlaub. Einige Glückspilze sind auch schon die knapp 400.000 Kilometer bis zum Mond geflogen – doch weiter kam bisher noch kein Mensch und schon diese Distanz hat nichts mehr mit unserem Alltag zu tun. Die 150 Millionen Kilometer bis zur Sonne kann man sich nur noch mit absurden Rechenspielen vorstellen und spätestens bei den vierzig Billionen sechshunderteinundachzig Milliarden vierhundertundvierzig Millionen Kilometern bis zum benachbarten Stern hört jegliche Vorstellungskraft auf. Und dies ist nur die direkte kosmische Umgebung, die Türschwelle ins Universum. Andersherum bewegen sich die Kontinente – und zwar mit etwa vier Zentimetern im Jahr. Das entspricht etwa 0,000.007.610 Zentimetern bzw. dem Durchmesser eines einzelnen Virus pro Minute. In unserem Leben kommen wir mit derart kleinen und großen Längenskalen schlicht nicht in Berührung, daher nehmen wir sie auch nicht wahr. Und deshalb klammern wir alles, was sich in solchen Dimensionen bewegt, bei all unserem Handeln, Denken und Werten aus.

Tun wir das nicht machen wir eine bedeutende Entdeckung: die Welt ist im Wandel. Ständig. In jeder noch so kleinen oder großen Zeiteinheit vollziehen sich unvorstellbar viele Prozesse auf allen Längenskalen überall im Universum. Veränderungen sind also nicht nur normal sondern gehören fest zu unserer Realität, ob wir sie wahrnehmen oder nicht.

So weit entfernt vom uns vertrauten menschlichen Wahrnehmungsfenster sollte es uns also nicht allzu schwer fallen, auch die subjektive, auf unseren Alltag angepasste Denkweise über Bord zu werfen und zu erkennen, dass wir Menschen im Bezugssystem des Kosmos nur ein kurzes Aufblinken auf einem kleinen Felsbrocken irgendwo im All, im Bezugssystem einer chemischen Reaktion ein scheinbar ewig existierendes, unbewegliches und gigantisches Gebilde sind.

Mit dieser Erkenntnis und einer etwas weniger menschbezogenen, objektiveren Sichtweise kehren wir zurück in gewohnte Gefilde, unser Dasein auf der Erde. Und zu dem, was wir als Natur bezeichnen und für schützenswert erachten.

Und hier gibt es nun ersteinmal einen Cut, da ich feststelle, etwas den Faden verloren zu haben und wohl die eine oder andere Nacht darüber schlafen muss, wie ich den Bogen zurück zu CO2-Reduktion, den Grünen und dem vermeintlichen Untergang der Welt bekomme… gute Nacht!

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