Samstag, 17. Juli 2010

Ist die Kritik am Intelligent Design begründet?

Ich bin soeben auf einem anderen Blog auf einen interessanten Post gestoßen. Leider äußert sich der Autor nicht selbst sondern verlinkt nur auf eine andere Seite, das hindert mich aber nicht daran, zu den Punkten Stellung zu beziehen. Also zuerst einmal die Links:

http://wissenschaftkanal.blogspot.com/2010/07/ist-die-kritik-intelligent-design.html

http://www.intelligentdesigner.de/kritik.html

Wie wir sehen, sind einige, wohl oft von Evolutionstheoretikern in den Raum gestellte Aussagen bzw. Kritikpunkte zum Intelligent Design, der Kern des Posts. Intelligent Design ist eine Betrachtung des Universums unter der Annahme, dass es eine Intelligenz gegeben hat oder gibt, die Einfluss auf dessen Entwicklung hatte oder hat. Schauen wir uns die Punkte also einmal an…

Kritikpunkt 1: Die Intelligent-Design-Theorie sei nicht auf die Ursprungsfrage anwendbar
Vorab: ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kritiker des Intelligent Designs so eine Aussage trifft. Kritisiert man das Intelligent Design, so tut man das nicht nur in Bezug auf Leben sondern generell. Warum sollte das Leben völlig natürlich, andere Dinge aber gesteuert entstanden sein? Für mich jedenfalls ergibt das wenig Sinn.
wenn außer Frage steht, dass Informationen außerhalb von Lebewesen ausschließlich durch Intelligenz erzeugt werden können” Hierauf muss ich kurz eingehen, da diese Aussage für alles Weitere von Bedeutung ist. Zunächst einmal grenzt derjenige, der diese Aussage trifft, ganz klar lebendige von toter Materie ab und bekennt sich schon damit zum Intelligent Design. Abgesehen davon vertritt er die Auffassung, dass eine im Vergleich zur Umgebung verringerte Entropie, also Ordnung, keine Information ist. Dazu muss ich irgendwann mal etwas ausführlicher schreiben, sehr interessantes Thema. Kurz zusammengefasst verweigert der Autor mit dieser Aussage aber selbst dem Menschen den Status eines Information enthaltenden Gebildes. Zu guter Letzt ist die eigentliche Aussage, dass Information nur durch Intelligenz entstehen kann, absurd. Auf den ersten Blick mag man vielleicht an einen Laptop denken, der definitiv mehr Information in Form von Ordnung enthält als die nicht zusammengesetzten, herumliegenden Einzelteile. Und natürlich ist nur der Mensch in der Lage, ihn zu einem funktionierenden Gerät mit geringer Entropie zusammenzusetzen, also eine Intelligenz. Doch betrachtet man natürliche Phänomene wie einen Stern, der sich per Gravitation bei seiner Entstehung “von selbst” aus Gasen geringer Informationsdichte zu einer abgegrenzten Plasmakugel höheren Informationsgehaltes formt, so kommt man ins Grübeln. Wie gesagt, zu diesem Thema gibt es noch weit mehr zu schreiben, werde ich eines Tages nachholen…
Beim Rest des Textes sehe ich den Zusammenhang mit dem eigentlichen Thema nicht und spare ihn mir daher.

Kritikpunkt 2: Die Intelligent-Design-Theorie ist nichts weiter als Kreationismus im neuen Gewand
Das ist natürlich nicht so – sagt der Autor. Schließlich hätten Evolutionstheorie und Kreationismus mehr gemein als letzterer mit dem Intelligent Design, wobei das Intelligent Design argumentativ überlegen sei. Um jetzt nicht den ganzen Text mit dezent verstecktem, ironischen Unterton wiedergeben zu müssen, fasse ich eben zusammen:
1) Die Evolutionstheorie stellt Behauptungen oder Vermutungen über den Beweis
2) Die Evolutionstheorie ist eine Weltanschauung (vermutlich ist der Materialismus gemeint)
3) Sie argumentiert gegen experimentelle Beweise und beobachtbare Tatsachen
4) Die ID-Theorie beobachtet Vorgänge und untersucht sie auf Spuren intelligenter Herkunft
5) Die ID-Theorie hat sowohl Makroevolution als auch Abiogenese widerlegt
6) Die falschen Aussagen der ET werden von Wissenschaftlern gegen die Realität verteidigt
7) Wissenschaftler, die in die ET vertrauen, legen religiösen/missionarischen Eifer an den Tag, versuchen, Dogmas aufzustellen und zu verteidigen und biegen die Realität passend zur Theorie zurecht
Ich denke ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich für oben genannte Punkte zwei Erklärungsmodelle anbiete:
- Der Autor des Textes untermauert seine Thesen gezielt und absichtlich mit Falschinformationen
- Der Autor des Textes ist mangelhaft und/oder falsch informiert und weiß es schlicht nicht besser
Wobei ich eher nicht an die zweite Erklärung glaube. Im Gegensatz zu all den Youtube-Videos zum Thema ist hier eine korrekte Rechtschreibung, vernünftiger Satzbau und so etwas wie eine Argumentationskette erkennbar.

Gut, schauen wir uns also einmal die Realität an, die ich, seit ich auf intelligentdesigner.de herum lese, vermisse. Doch zunächst rufe ich den Autor dazu auf, seine Behauptungen mit irgendetwas zu untermauern anstatt sie einfach in den Raum zu stellen.
1) Eine wissenschaftliche Theorie kann nicht bewiesen werden, es gilt das Prinzip der Falsifizierbarkeit. Das bedeutet, dass eine Theorie einen einzigen, stichhaltigen Gegenbeweis erfordert, um sich als falsch zu erweisen. Das gelang bei der ET bisher noch nicht. Auf der anderen Seite gibt es jedoch eine Fülle an Beobachtungen, die für die Theorie sprechen.
2) Die ET ist keine Weltanschauung sondern eine wissenschaftliche Theorie. Solche Formulierungen dienen lediglich der Polarisierung.
3) Das ist eine schlichte Lüge, das Gegenteil ist der Fall. Ich bitte um einen Beleg.
4) Das ist richtig. Warum reine Beobachtung plus Interpretation durch Menschen einen Beweis für ID ergeben soll ist mir allerdings schleierhaft.
5) Weder Makroevolution noch Abiogenese sind widerlegt. Sollte ich mich irren bitte ich auch hier um Belege.
6) Die Evolutionstheorie muss nicht verteidigt werden um anerkannt zu werden. Es reicht, sie zu widerlegen, um sie aus der Welt zu schaffen. Was bisher noch nicht geschehen ist.
7) Hier spricht der Autor vermutlich mit dem Wissenschaftler, den er jeden morgen im Spiegel sieht

Zusammengefasst bietet die Antwort auf den zweiten Kritikpunkt nichts weiter als eine Ansammlung von unbelegten Aussagen, die den Leser auf die “richtige” Seite ziehen sollen. Sollten hier Belege folgen, wovon ich nicht ausgehe, so kann ich auch mit mehr als einer Richtigstellung der Tatsachen antworten.

Kritikpunkt 3: Information in Lebewesen kann sich ganz allmählich verändern
Hier soll nun auf anschauliche Weise gezeigt werden, dass sich Zwischenformen von einer Entwicklungsstufe eines Merkmals zu einer höheren niemals hätten durchsetzen können. Illustriert wird dies anhand eines Satzes (“Wer andere kritisiert, wird nicht von eigener Leistung befreit.”) der sich wunderbar auf den Autor des Textes anwenden lässt.
Allerdings verhält sich die Sprache nicht wie die DNA, der Vergleich ist denkbar unpassend. Leider hat der Autor nicht genügend Webspace zur Verfügung, um DNA-Codes zu vergleichen, daher müssen wir uns mit den Beispielsätzen begnügen. Schade, so bleibt eine vernünftige Betrachtung des Themas unmöglich.
Natürlich wollen wir die angebliche Widerlegung des Kritikpunktes nicht so stehen lassen und bringen unsererseits das Beispiel, das dem Autor offensichtlich gefehlt hat. Das Auge. Sehr oft wird angeführt, dass ein Auge nur als vollständiges Organ funktionieren könne und Zwischenformen dazu verdammt seien, nicht oder schlechter zu arbeiten. Dass durch genetische Veränderung bedingte Nachteile selektiert werden will ich gar nicht bestreiten. Allerdings handelt es sich hier, wie bei anderen beliebten Beispielen, um eine Fehlannahme. Zu diesem Thema forscht z.B. Dan-Eric Nilsson von der Lund University in Lund, Schweden. 2009 veröffentlichte er eine Analyse zur Evolution des Sehens, die im Internet kostenlos abrufbar ist. Kurz zusammengefasst wird im Artikel zum einen der Grund für eine Veränderung des Sehapparates diskutiert. Zum anderen teilt Nilsson die Entwicklung des Auges in vier übergeordnete Stufen ein, anhand derer sich eine Transformation in kleinen Schritten sehr gut nachvollziehen lässt:
1) lichtempfindliche Zellen auf der Haut, mit denen sich nur hell und dunkel ausmachen lässt,
2) eine Einstülpung der lichtempfindlichen Zellen in die Haut, mit denen die Richtung des Lichteinfalls bestimmbar wird,
3) eine Verengung an der Oberfläche der Einstülpung (vergleichbar mit einer Iris), die ein schärferes Bild ermöglicht,
4) die Bildung einer Linse aus Wasser, die ein scharfes Bild bei hoher Lichtempfindlichkeit bietet

Auge_evolution_eye 
Die Entwicklung des Auges lässt sich als fließender Übergang betrachten

Wer sich die komplette Studie anschauen möchte, der klicke hier:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2781862/?tool=pubmed

Nun kommen wir zu weiteren Kritikpunkten, die von Lesern der Seite eingereicht wurden und daher deutlich weniger sinnfrei wirken als z.B. der erste Punkt.

“Kritikpunkt 4: Interessant wäre es, ID-Theoretiker würden klar sagen, welcher Designer wann wo welche Struktur wie geschaffen hat. Dann hätten sie so etwas wie eine prüfbare Aussage.”
Columbo schaut sich einen Mord an, der zunächst wie ein Unfall aussieht. Schnell wird klar, dass der Tote Opfer eines Verbrechens wurde. Und daraus folgt, dass es einen Täter gegeben haben muss. Auf den ersten Blick eine interessante Parallele zur Natur bzw. dem Intelligent Design. Leider wird auch hier die Komplexität der Natur nicht verstanden. Doch was erwartet uns stattdessen? Keine Überraschung sondern die altbekannte Pseudoargumentation.
“Wenn man die ID-Theorie schließlich auf die Ursprungsfrage anwendet und auf die Frage woher die Vielfalt des Lebens stammt und was die Ursache ihrer Entfaltung ist, anwendet, so ist die Vorgehensweise immer dieselbe. Komplexe Informationen […] sowie komplexe, fein aufeinander abgestimmte und interagierende Mechanismen, Funktionen und Strukturen in der Natur, insbesondere in Lebewesen, lassen unwillkürlich auf eine intelligente Ursache schließen.”
Das ist vielleicht der Fall. Allerdings muss der erste Eindruck nicht immer der Richtige sein. Nun wird es etwas haarsträubend, doch zuvor ein paar Fakten. Der Autor geht davon aus, dass die ID-Theorie die beste Erklärung für unsere Beobachtungen bietet. Woraus folgt, dass er einen Schöpfer vermutet, der hinter den komplexen Systemen steht, die wir heute sehen. Ein solcher Schöpfer müsste über den Naturgesetzen stehen und nicht an Kausalzusammenhänge gebunden sein. Er wäre also quasi allmächtig. Schließlich behauptet der Autor (im letzten Zitat) dass man auf den ersten Blick von einer schaffenden Intelligenz ausgehen müsse, schaut man sich die Natur an.
Nun kommt Columbo zurück. Natürlich würde ein Schöpfer, genau wie der Mörder im Krimi, sein Werk als natürlich entstanden bzw. Unfall darstellen wollen. Warum er das wollen sollte leuchtet mir zwar nicht ganz ein, lassen wir es aber einmal so stehen und fassen das bisher Gesagte in einer Schlussfolgerung zusammen:
Der Autor von intelligentdesign.de behauptet von sich, das von seinem Schöpfer als natürlich entstanden getarnte Universum durch simple Beobachtung entlarven zu können. Ein solcher intelligenter Designer, der, wie schon festgestellt, allmächtig sein muss, bekommt es also offensichtlich nicht hin, sein Universum ausreichend zu tarnen. So schlampig war bisher noch kein einziger Täter bei Columbo. Gehen wir also von einem mit unvorstellbarer Macht ausgestatteten Designer aus, so müssen wir vermuten, dass sein als natürlich getarntes Werk derartig gut versteckt ist, dass wohl kein Mensch je dahinter kommen kann.

Was haben wir nun unter dem Strich? Entweder ist das Universum planvoll konstruiert – was wir aufgrund der dafür notwendigen Allmacht des Konstrukteurs aber niemals erfahren würden. Oder das Universum ist tatsächlich auf natürlichem Wege entstanden. In beiden Fällen müssen wir das Universum als natürlichen Ursprungs betrachten, da wir aufgrund der bisherigen Ausführungen niemals eine Chance hätten, ein von einem allmächtigen Wesen erschaffenes und als natürlich getarntes Universum je als solches zu erkennen. So liefert die Evolutionstheorie in beiden Fällen die realitätsnähere Beschreibung.

Angenehmerweise bietet uns der Autor die Reduzierung der ID-Theorie auf eine Aussage an. Um das Intelligent Design zu belegen müsse man nicht herausfinden, was das für ein Schöpfer war, wo und wann er geschaffen hat oder welche Zahnpasta er benutzte. Sondern nur, DASS es einen intelligenten Designer gab. Leider ist das, wie wir weiter oben schon festgestellt haben, ein Ding der Unmöglichkeit.

So bleibt zu sagen, dass von der Intelligent-Design-Theorie nach den Ausführungen des Autos nicht viel mehr übrig bleibt als das Bild einer in den Raum geworfenen, nicht beweisbaren Spekulation. Schade vor allem deshalb, weil sich die ID-Anhänger so gerne auf die Wissenschaft berufen. In der falsifizierbare Aussagen getroffen werden müssen.

Kritikpunkt 5: ID-Theoretiker bringen immer Beispiele aus der Technik. Da schimmert immer Paley mit seinem 'Beweis' durch, dass geschaffene Gegenstände einen Schöpfer haben. Unterscheiden sich Lebewesen, die zur Veränderung und Vermehrung fähig sind, nicht grundlegend von Gegenständen?
Die Ausführungen zur Software, die etwa zwei Drittel des Textes ausmachen und sich leider nur scheinbar von den kritisierten Gegenstand-Beispielen unterscheiden, lasse ich mal weg. Irrelevant, da der Kritik nicht widersprechend.
Und auch der Rest besteht leider nur aus Polemik nach dem Motto “was ist wohl wahrscheinlicher?” oder “schaut Euch die Komplexität an, das muss geschaffen worden sein!”, auf Beweise hingegen wird großzügig verzichtet. Insofern spare ich mir etwas Zeit und gehe weiter zum nächsten Punkt.

Kritikpunkt 6: Intelligent-Design-Vertreter argumentieren nach folgender Regel: Evolution kann nicht funktionieren, also war es Intelligent Design.”
to be continued…

Donnerstag, 15. Juli 2010

Stammen wir vom Affen ab oder sind wir Geschöpfe Gottes?

Hochgeladen in der Youtube-Kategorie “Bildung”, vorgetragen von Albrecht Graf von Brandenstein-Zeppelin, verspricht das Video eine objektive Erörterung eines der Themen schlechthin.

“Ist die Evolutionstheorie eine falsche Idee?
Wissenschaftliche Beweise fehlen.
Ist die Evolutionstheorie ein bewusster Angriff auf den Schöpfergott?”

…sagt die Beschreibung des Videos. Ein wenig einseitig formuliert und ein Blick in den Lebenslauf des Grafen lässt weitere Zweifel aufkommen. Wikipedia gibt an, dass er Besitzer, Verleger und Herausgeber der katholischen Zeitung “Kirche Heute” ist. Desweiteren ist er Vorsitzender von Medjugorje Deutschland (Medjugorje ist ein Dorf in Bosnien und Herzegowina, in dem seit 1981 Maria, die Mutter Jesu, erscheinen soll), Mitglied in einigen katholoischen Gruppierungen und an Missionsprojekten beteiligt.

Dennoch bleiben wir unvoreingenommen und gucken uns das Video einmal an.

Schöpfung oder Evolution – Teil 1

01:10
Die Seele des Menschen ist gottgegeben, so die erste, auf der offiziellen Kirchenmeinung basierenden Feststellung. Aufgrund der oben aufgezählten Aktivitäten von Brandenstein-Zeppelins wundern wir uns nicht weiter und freuen uns auf die zentrale Fragestellung: woher kommt der Körper? Da die Kirche hier noch keine Stellungnahme formuliert hat, ist das Thema zur Diskussion freigegeben und wird nun durchleuchtet.

Schon hier muss darauf hingewiesen werden, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach wieder auf ein “Kreationismus vs. Evolution” hinauslaufen wird. Die Frage, ob der Mensch von Gott erschaffen oder (!) von der Evolution geformt wurde, ist ein klares Indiz dafür. Eigentlich interessiert mich der Gedankenaustausch mit gemäßigt Gläubigen, die die Erde eben nicht auf ein paar tausend Jahre datieren und wissenschaftlichen Methoden eine gewisse Relevanz beimessen, deutlich mehr. Leider findet man von der Sorte nicht viele im Netz. Wohl, weil die reißerischen, polarisierenden Videos, Blogeinträge etc. mehr Klicks bekommen und die nicht kreationistisch denkenden Gläubigen kein übersteigertes Mitteilungsbedürfnis haben. Weiter im Text…

03:40
”Diese Theorie vom Urknall überzeugt mich persönlich überhaupt nicht. Da scheint mir die heilige Schrift schon plausibler.”
Damit haben sich meine Hoffnungen auf ein interessantes Video weitestgehend verflüchtigt und alle Befürchtungen bestätigt. Wenn sich so ein seriöser Herr im Anzug und mit Titel vor die Kamera setzt und eine offene Fragestellung, keine Aussage, vorbringt, so verlangt der Zuschauer etwas anderes als eine Beantwortung der Frage nach knapp vier Minuten im ersten von vier Videos. Auch sagt das so frühe Outen, dass man eine physikalisch absurde Überlieferung der Erdgeschichte, die die Fehlerhaftigkeit wissenschaftlich anerkannter Methoden wie der C14-Datierung voraussetzt, als wörtliche Wahrheit versteht und dem zumindest im Prinzip logischen Urknall, der als Theorie auf einem gemütlichen Polster bestätigender Beobachtungen ruht, vorzieht, einiges über die Person Brandenstein-Zeppelin aus. Bleibt uns immer noch die Analyse sarkastischer Natur, die das restliche Video hoffentlich unterhaltsamer erscheinen lässt, als es ist…

Wobei zum Rest des ersten Teils nicht mehr viel zu scheiben ist. Der seriöse Herr im Anzug startet lediglich noch den Versuch, sein Gefühl von der Richtigkeit der Schöpfungslehre mit Augenzeugenberichten von Jesus Handeln zu untermauern. Also weiter mit Teil 2.

Schöpfung oder Evolution – Teil 2

Und schon bekommen wir ein paar Weisheiten serviert: die wörtliche Auslegung der Bibel ist fast nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Danke. Zweitens. Wir müssen der Kirche dankbar sein, dass sie uns die Auswahl der Bibelinhalte und deren Deutung abnimmt. Eine gewisse Kirchenhörigkeit war mir ja zu Beginn schon aufgefallen.

04:05
”…kein Mensch hat bis heute wissenschaftlich nachgewiesen, dass es den Urknall gab und dass die Evolution tatsächlich stattgefunden hat. Es ist einfach eine Idee. Und für mich persönlich eine nicht besonders plausible Idee. Den knallen kann es nur, […] wenn irgendwas da ist, was explodieren kann. […] Und warum soll durch eine Explosion so etwas kompliziertes grundgelegt worden sein wie die ganze Schöpfung. Durch einen Knall wird Geschaffenes zerstört.”

Endlich präsentiert uns Albrecht Graf von Brandenstein-Zeppelin das ganze Ausmaß seiner Unwissenheit. Es ist zwar nicht gerade toll, keine Ahnung von Physik und Biologie zu haben; im Vergleich zu all den Leuten auf Youtube, die nicht einmal ganze Sätze bilden oder ihre Gliedmaßen reibungslos steuern können erscheint eine solche Wissenslücke geradezu belanglos. Allerdings sollte man, so Umfangreich mit Fehlinformationen ausgestattet, aber nicht an die Öffentlichkeit treten und bilden wollen.

Dass die Evolution stattgefunden haben soll – Vergangenheitsform – ist der erste Punkt und zeigt uns, dass der Vortragende mangels Wissen auf dem Gebiet, über das er referiert, keine klare Trennung zwischen Evolutionstheorie und Genesis zu Stande bekommt. Aus dem Mund des Grafen erscheint die Evolution ebenfalls wie ein Schöpfungsakt, der eben nur nicht von Gott sondern einer ominösen Explosion initiiert wurde. Und abgeschlossen ist.
Wir, als Leser weiterbildender Blogs, wissen, dass die Evolution ein fließender Prozess ist, der noch immer stattfindet.

Dann die Explosion. Eine Explosion ist eine Reaktion, die einen schnellen und starken Anstieg der Temperatur und des Drucks zur Folge hat. Die Druckwelle entsteht durch eine starke Volumenausdehnung von Gasen, viel Energie wird in kurzer Zeit auf kleinem Raum freigesetzt. Daher auch die bekannte Zerstörungswirkung.
Also haben wir unter dem Strich bestimmte Elemente oder Moleküle, die miteinander reagieren und durch eine Ausdehnung im dreidimensionalen Raum eine Druckwelle erzeugen. Wo ist nun das Problem mit dem Urknall des Grafen? Ganz einfach: der Raum, in dem sich die Druckwelle ausbreiten könnte, fehlte. Die chemischen Bestandteile für eine solche Explosion ebenfalls. Und Zeit, in der sich die Reaktion abspielen könnte, zu guter Letzt auch.
Zugegeben, die Anfangsbedingungen sind weder beobachtbar noch errechenbar, auch wenn sich letzteres mit einer umfassenden Theorie der Physik ändern könnte. Eine Explosion war der Urknall jedoch nicht. Im Gegensatz zu einer Explosion, die sich im Raum ausbreitet, begann sich beim Urknall nämlich der Raum selbst auszubreiten. Und mit ihm die Zeit. Das ist der Punkt der Theorie, der den Meisten Probleme bereitet. Wie hat man sich die Ausdehnung des Raumes an sich vorzustellen? Man stelle sich ein Klassenzimmer vor, in dem man an seinem Tisch sitzt und um sich herum, wie in einem Klassenzimmer eben üblich, viele andere Tische stehen hat. Würde sich nun nicht das Klassenzimmer sondern der Raum, also das dreidimensionale Gitternetz, in dem wir uns alle befinden, ausdehnen, so würde man feststellen, dass sich alle Tische voneinander entfernen. Egal auf welchem Platz man sitzt. Parallel dazu hat man im 20. Jahrhundert beobachtet, dass sich alle Galaxien von uns wegbewegen. Das war die Entdeckung der Ausdehnung des Universums. Und von hier bis zum Urknall ist es nur noch ein kleiner Schritt. Bestimmt man die Geschwindigkeit, mit der sich der Raum ausdehnt, so kann man in die Vergangenheit zurückrechnen. Wie groß war das Universum vor 1000 Jahren, vor 1 Million Jahren, vor 1 Milliarde Jahren, wann stößt man auf einen Anfangspunkt, an dem die Ausdehnung angefangen haben muss? Vor etwa 14 Milliarden Jahren. Und da die Lichtgeschwindigkeit endlich ist und die “Höchstgeschwindigkeit” im Universum darstellt, da ein Lichtjahr die Entfernung ist, die das Licht in einem Jahr zurücklegen kann, sehen wir 14 Milliarden Lichtjahre in jede Richtung, wenn wir den Blick auf den Nachthimmel richten. Alles was weiter entfernt ist bleibt uns verborgen, da uns dieses Licht noch nicht erreichen konnte.

Schöpfung oder Evolution – Teil 3

03:10
”…dieser Tod von dem schwächsten Zebra hat nicht zur Folge, dass die anderen Zebras oder lebenden Zebras plötzlich eine Antilope gebären oder sich zur Giraffe mutieren. […] Eine Evolution findet immer nur innerhalb einer Spezies statt aber nie speziesübergreifend.”
Allmählich fühle ich mich stark an mein mündliches Deutsch-Abi erinnert. Kein Buch auch nur ansatzweise gelesen, wozu auch, die Klappentexte reichen doch. Keine Ahnung von den verschiedenen Epochen, den Biografien oder sonst irgendwas. Und in der Prüfung selbst dann irgendetwas zusammengestammelt, gehofft, dass keine schweren Fragen kommen, die die gewaltigen Wissenslücken aufdecken könnten – ein paar Punkte ergattert und schnell von der Bildfläche verschwunden!
Der Unterschied zu unserem Grafen ist der, dass er sich im Video keinen entlarvenden Fragen stellen musste. Und, dass er sein Halbwissen freiwillig und öffentlich von sich gegeben hat.

Naja, ich für meinen Teil werd mir jetzt noch den Rest anschauen, gemütlich eine Rauchen und die Finger still halten. Ernsthaft auf Sprüche wie den zuletzt genannten einzugehen ist schlicht nicht möglich. Have fun…

Schöpfung oder Evolution – Teil 4

Dienstag, 13. Juli 2010

Der Niedergang der Evolutionstheorie und die Wahrheit der Schöpfung Teil 3 von 6

Dritter Akt des Trauerspiels vom Niedergang der Naturwissenschaften. Seid gespannt, wie in wenigen Minuten Darwin gegen Lamarck ausgespielt wird und warum die fortschreitende Forschung immer mehr Teile der Theorie widerlegt…

DER NIEDERGANG DER EVOLUTIONSTHEORIE und DIE WAHRHEIT DER SCHÖPFUNG [Teil 3/6]

Da wir bereits festgestellt haben, dass bisherige Versuche eines Nachweises, dass Leben aus unbelebter Materie entstehen kann, scheiterten, weil der Versuchsaufbau mangelhaft war, beschäftigen wir uns zunächst nicht weiter mit den Ausführungen zu Beginn des Videos. Noch fehlen Kenntnisse über die genauen Anfangsbedingungen, also vor allem der chemischen Bestandteile, die beteiligt waren. Trotz alledem ist die synthetische Biologie eines der aufstrebenden Forschungsgebiete in der Biologie schlechthin.

01:45
Ab hier gibt es anfangs eine allen Vermutungen zum Trotz gute Beschreibung der evolutiven Selektion. Hinzuzufügen ist, dass sich Selektion meist nicht in kurzer Zeit auswirkt sondern auf langen Zeitskalen den Genpool verändert. Unterschlagen wurde auch, dass nicht nur alte und schwache Tiere “aussortiert” werden sondern auch diejenigen, die für die aktuelle Umwelt weniger geeignete Genvarianten aufweisen.
Welche Lebewesen werden letztendlich also bevorzugt? Solche, die wenig krankheitsanfällig sind, besonders starke Tiere, auf das andere Geschlecht besonders anziehend wirkende und auch welche, die spezifische Anpassungen an die Umwelt vorweisen können. Wieso gerade die? Tiere, die leicht erkranken, haben einen klaren Überlebensnachteil gegenüber den resistenteren Tieren. Sie können in gefährlichen Situationen seltener die volle Leistung bringen, wirken auf das andere Geschlecht weniger attraktiv, sterben häufiger an Krankheiten. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, Nachkommen zu zeugen, geringer als bei Tieren, deren Genom eine stärkere Krankheitsresistenz bietet. Physisch starke Tiere wiederum haben größere Chancen beim Kampf um Geschlechtspartner; schon alleine dieser Punkt erhöht die Chance für Nachkommen bzw. der Weitergabe der eigenen Gene. Die höheren Überlebenschancen in einer gefährlichen Umwelt kommen dazu. Oft nimmt die Attraktivität für potentielle Partner des anderen Geschlechts eine bedeutende Rolle ein. So gibt es Vögel, die wegen ihrer gigantischen Schwanzfedern kaum noch fliegen können. Eben diese Federn machen sie aber besonders attraktiv für die Weibchen. Warum? Ein Vogel, der sich riesige, beim Fliegen behindernde und Energie kostende Schwanzfedern leisten kann und dennoch gut über die Runden kommt, muss ein starkes Genom besitzen und daher ein optimaler Partner zur Zeugung von Nachkommen sein. Schließlich die spezifischen Umweltanpassungen. Nehmen wir eine ökologische Nische in einem Wald, in dem die Nahrung einer bestimmten Vogelart, meinetwegen irgendwelche Larven, meist in dünnen Höhlen in Bäumen befindet. Und nun zwei Vögel der betreffenden Art, die anatomisch völlig identisch sind – mit einer Ausnahme. Der Schnabel des einen Vogels ist etwas dünner und ein klein wenig länger. Nichts ungewöhnliches, eine kleine Variation der für den Schnabel verantwortlichen Gene. Wir Menschen haben schließlich auch alle unterschiedliche Nasen, Haarfarben und so weiter. Doch der zweite Vogel wird sich durchsetzen. Er kommt leichter an seine Nahrung, hat es dadurch einfacher beim Überleben und zeugt eher Nachkommen. Auf lange Sicht werden die Gene für kurze Schnäbel nach und nach ausgesondert, die Population wird im Schnitt längere und dünnere Schnäbel bekommen. So funktioniert Selektion.

02:50
Wieder kommen wir zum auf Youtube wohl meistzitierten Part aus Darwins “Origin of Species”, den Schwierigkeiten der Theorie. Hier wird Darwin wie folgt zitiert: “Solange sich keine nützlichen Veränderungen herausbilden, hat die natürliche Selektion keine Wirkung”. Das stimmt. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass dieser Fall bisher weder eingetreten ist, noch irgendein stichhaltiger Beweis gegen die Theorie existiert.

Im Anschluss gibt’s ein wenig Schulbiologie. Eine Kurzbeschreibung der Denkweise Lamarcks, in der die Theorie der Weitergabe von zu Lebzeiten erlangten Anpassungen von einer Generation zur nächsten besonders betont wird.
”Darwin […] hat sich noch ein fantastischeres Beispiel ausgedacht.”
Direkt wird zu Darwin gewechselt, Lamarcks Theorie noch im Hinterkopf wird nun der Eindruck erweckt, dass sich aus Bären spontan Wale entwickeln könnten. Nach Lamarcks absurder Theorie und dem Mitläufer Darwin, der Lamarcks Gedankengänge noch etwas weiter Richtung Wahnsinn entwickelt hatte, soll der Zuschauer für die lang erhoffte Aufklärung bereit sein, um sich nicht länger von naturwissenschaftlichen Scharlatanen eine falsche Wahrheit verkaufen lassen zu müssen.

Nun also die Aufklärung: Darwin kam nur deshalb auf seine, in den Augen des Sprechers aus heutiger Sicht absurde Theorie, weil es zu seinen Zeiten noch keine entsprechenden Forschungszweige der Biologie wie Genetik, Mikrobiologie oder Biochemie gab.

Witziger weise scheinen sich nach einer Unmenge Beobachtungen und Experimente, die die Evolutionstheorie unterstützen (nein, ich fange hier keine Auflistungen an, der Zweifler möge auf http://pubmed.gov gehen und sich selbst überzeugen) nun auch die Behauptungen Lamarcks zu bewahrheiten. Zumindest hat man in jüngster Vergangenheit herausgefunden, dass sich bestimmte Umwelteinflüsse wie Hungersnöte über Generationen hinweg auswirken. Im Gegensatz zu einigen Ausführungen auf Youtube, die durch diese Entdeckung die Evolutionstheorie als widerlegt betrachten, scheint der Mechanismus epigenetischer Natur zu sein. Dieses noch relativ junge Forschungsgebiet untersucht die Aktivierung und Deaktivierung von Genabschnitten durch sog. Methylierung. So ist es möglich, dass sich Eigenschaften des Genoms durch eben diesen Kontrollmechanismus verändern können.

Keine Sorge, der Rest kommt noch…

Zeitdilatation – Warum es keine Wahrheit gibt

Vorab ein kleines Video, das ungefähr erklären soll, worum es hier geht. Leider nicht die anschaulichste Erklärung, dafür kurz und bündig. Mehr brauchen wir erst einmal auch nicht…

Zeitdilatation

Gerne spricht der Gläubige von der einen Wahrheit, die über allem steht. Gottes Wahrheit. In diesem Beitrag lasse ich einmal völlig dahingestellt, wie es um Gott oder seine Wahrheit bestellt ist; diese Frage ist für unseren Blick auf die Wahrheit irrelevant. Fakt ist nämlich, dass jeder Mensch Wahrheit, und sei sie die reine Wahrheit Gottes, nur auf seine menschliche, den Naturgesetzen unterworfene, subjektive Weise wahrnehmen kann. Dies gilt für jeden Menschen.

Warum?

Einstein zeigte mit seiner Relativitätstheorie, dass alles relativ ist. Ein Spruch, den jeder kennt, unter dem sich aber nur die Wenigsten etwas vorstellen können.
Vor Einstein war man der Auffassung, dass es eine Zeit gäbe, die universell gleich schnell vergehen würde. Der Raum war (im übertragenen Sinne, natürlich ging man von drei Dimensionen aus) flach und unveränderlich und die Himmelskörper, von Monden bis hin zu Galaxien bewegten sich innerhalb dieses statischen Raumes.
Dann kam der Umbruch. Die Relativitätstheorie Einsteins behauptete, dass Massen den Raum krümmten. Das ist der zentrale Punkt, der für uns von Bedeutung ist. Eine beliebte Veranschaulichung ist das Tuch, das den Raum im Universum darstellt. Spannt man es an seinen vier Ecken auf und legt eine Murmel hinein, so bildet sich eine Delle im Tuch um die Murmel herum. Natürlich muss man sich den Effekt in drei statt zwei Dimensionen vorstellen, im Prinzip zeigt das Beispiel aber, was Massen mit dem Raum anstellen.
Letztendlich ist das, was mit dem Tuch geschieht, nichts anderes als Gravitation. Jede Masse, sei es ein Staubkorn oder ein Stern wie unsere Sonne, sorgt für eine “Delle” im dreidimensionalen Raum, die umso größer ausfällt, je schwerer das Objekt ist. Stellt man sich nun unsere Sonne mit ihren ~1.989.000.000.000.000.000.000.000 Tonnen im Zentrum des Sonnensystems vor, so kann man sich denken, dass ihre Auswirkung auf den Raum entsprechend groß ist, ihre Gravitation sehr stark. In der Tat beherrscht die Sonne mit ihrer starken Krümmung des Raums das gesamte Sonnensystem und hält alle in ihm befindlichen Körper auf ihren Bahnen. So wie die Erde ihre direkte Umgebung gravitativ beherrscht und den Mond auf seiner Bahn hält. Stellt man sich im folgenden Bild den Mond vor, so würde er sich am Rand des Trichters, den die Masse der Erde erzeugt, im Kreis bewegen. Durch seine Eigengeschwindigkeit von der Erde weggetrieben, durch die Raumkrümmung von ihr angezogen, herrscht ein Gleichgewicht, das zu einer stabilen Umlaufbahn führt.

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Auch die Erde krümmt den Raum

Halten wir fest: jede Masse krümmt den Raum und beeinflusst dadurch Objekte in ihrer Nähe. Was hat das mit der Zeit zu tun?

Nehmen wir noch einmal das Bild von eben und stellen uns zwei Lichtstrahlen vor. Der eine wandert auf der blauen Linie, die vorn im Bild von rechts unten nach links oben läuft. Der andere wandert auf der dicken Linie weiter hinten, die durch die Raumkrümmung führt. Bekannt ist: die Lichtgeschwindigkeit ist eine feste Obergrenze. Was passiert also mit den Lichtstrahlen? Beide brauchen für die gleiche Strecke auf ihren unterschiedlichen Bahnen die gleiche Zeit.
Doch wie kann das sein? Der Lichtstrahl, der durch die Krümmung einen längeren Weg hatte, konnte sich schließlich nicht mit Überlichtgeschwindigkeit fortbewegen. Die Lösung: Zeit vergeht in der Nähe von Massen langsamer! Der Lichtstrahl mit dem “Umweg” kam deshalb zur rechten Zeit an, weil die Zeit in der Nähe der Erde langsamer vergeht. Der Strahl musste also zwar eine längere Entfernung zurücklegen, hatte dafür aber, aus der Sich des anderen Lichtstrahls gesehen, mehr Zeit zur Verfügung.

Auch hat sich, wie im Video ganz oben erwähnt, ergeben, dass die Zeit von unterschiedlichen Beobachtern unterschiedlich wahrgenommen wird. Eine logische Konsequenz aus den bisherigen Ausführungen. Je nachdem, wo ich mich aufhalte, erlebe ich meine Umwelt anders als andere. Genau genommen vergeht die Zeit für einen Menschen, der auf Meereshöhe lebt, bereits langsamer als die für einen Bergbewohner. Das sind zwar nur minimalste Unterschiede, dennoch sind sie vorhanden und von großer Bedeutung.

All diese experimentell vielfach nachgewiesenen Entdeckungen führend nämlich zu einem Schluss: alles ist relativ! Egal wo ich bin, egal wie schnell ich mich bewege, ich befinde mich immer in einem anderen Bezugssystem als jeder andere Mensch auf der Welt. Es gibt keine Zeit sondern viele Zeiten, abhängig von Masse und Bewegung. Mit der Folge, dass die Beobachtungen eines jeden Menschen immer nur subjektiv sein können.

Und bisher haben wir lediglich den Bereich außerhalb unseres Gehirns betrachtet. Jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens ein einzigartiges Filtersystem, das aus der Masse an Umweltreizen die für uns nötigen herausfiltert. Das lässt sich einfach veranschaulichen. Ein Mensch läuft auf dem Weg zur Arbeitsstelle durch eine Fußgängerzone. Hinterher fragt man ihn, welche Farbe die Schuhe eines Straßenkünstlers haben, den er passiert hat. Fest steht, dass die visuellen Reize des Künstlers das Auge des Befragten erreicht haben. Trotzdem wird er sich nicht erinnern und hat die Schuhe vermutlich nicht einmal wahrgenommen, weil sie für seine aktuelle Situation, den Weg zur Arbeit, keinerlei Relevanz hatten.
So vereinfachen wir uns unbewusst unser Leben. Das Gehirn filtert in jeder Situation nur die Bildbereiche, Geräusche, Reize heraus, die aktuell von Bedeutung sind. Auf der anderen Seite gibt es Autisten, die diese Filterfunktion nicht besitzen. Sie sind zwar teilweise zu scheinbar übermenschlichem, wie dem extrem präzisen, perspektivisch korrekten und bis auf das letzte Fenster exakten Zeichnen einer Stadt aus dem Kopf nach einem kurzen Hubschrauberrundflug, fähig. Dafür haben sie im Alltag erhebliche Probleme, weil weniger oder nichts gefiltert wird und ständig eine unkontrollierbare Flut an Reizen auf sie wirkt.

Zusammengefasst: die Struktur der Raumzeit erlaubt es nicht, objektive, an jedem Punkt im Raum gültige Beobachtungen zu machen. Und die Filterfunktion unseres Gehirns schließlich lässt nur einen sehr geringen Anteil der tatsächlichen Umwelteindrücke in das bewusste Wahrnehmen durch.

Was jeden Anspruch auf die Wahrheit oder das Erkennen einer absoluten Wahrheit absurd erscheinen lässt.

Der Niedergang der Evolutionstheorie und die Wahrheit der Schöpfung Teil 2 von 6

Und weiter geht’s mit dem Klassiker unter den pseudowissenschaftlichen Analysen zur Evolutionstheorie. Nachdem man uns im ersten Video klarmachen wollte, dass das Universum so fein abgestimmt sei, dass es zwingend erschaffen sein müsste und Darwin als Hobby-Naturforscher und Verfechter des Materialismus und der Spontanen Entstehung nur falsch liegen könne, so geht es im zweiten Video mit dem bekannten Experiment Stanley Millers weiter.

DER NIEDERGANG DER EVOLUTIONSTHEORIE und DIE WAHRHEIT DER SCHÖPFUNG [Teil 2/6]

Heute ist man, so denke ich, im Allgemeinen der Überzeugung, dass das Ursuppenexperiment nicht die tatsächlichen Bedingungen während des Übergangs toter zu lebendiger Materie wiederspiegelte. Wie schon erwähnt, deutet die jüngste Forschung eher auf hydrothermale Quellen am Meeresboden hin, an denen auch heute eine Vielzahl an Organismen lebt. Nach dieser Hypothese bildete nicht die Sonne die erste Energiequelle sondern chemische Energieträger, die an den Quellen aus dem Erdinneren austreten. So bildet sich an solchen Austrittsöffnungen auch heute noch ohne biologisches Zutun rein geologisch Methan aus CO2, die Bedingungen für eine Umwandlung anorganischer in organische Moleküle scheinen optimal.

01:30 “Das größte, unüberwindliche Hindernis der Evolutionstheorie ist die unglaubliche Komplexität einer lebenden Zelle, die nicht mit Zufällen erklärt werden kann”
Hier wird deutlich, was bei solchen Videos und entsprechenden, gläubigen Verfechtern der Schöpfungslehre im Kopf vorgehen muss. Nicht nur bei diesem Video sondern auch bei vielen anderen sowie Youtube-Diskussionen wird immer wieder ein Punkt klar. Sobald etwas noch nicht völlig verstanden ist und eine hohe Komplexität aufweist, kann es nicht auf natürlichem Wege entstanden sein. Zu früheren Zeiten erstreckte sich dieser Glaube beispielsweise auch auf das Wetter, dass den Gläubigen direkte Zeichen von Gott überbrachte. Bis es ausreichend gut erforscht war.
Ein weiteres Problem ist der allgegenwärtige “Zufall”. Hier muss man sich die Evolution schon etwas genauer anschauen. Zufällig sind Mutationen, also ungeplante Veränderungen des Erbguts. Bei dem Kopieren derartiger Mengen an Information müssen zwangsläufig Fehler auftreten. Dafür gibt es zwar Reparaturenzyme, die die DNA möglichst in ihrem Originalzustand erhalten sollen, perfekt sind aber auch die nicht. Zu guter Letzt sorgen auch Umwelteinflüsse wie Strahlung für Mutationen. Bei der Fortpflanzung schließlich kommt zu den Mutationen die Vereinigung zweier Genome, die für weitere Veränderungen beim Nachwuchs sorgen. Das alles führt dazu, dass die Nachfolgegeneration jeweils ein verändertes Genom hat.
Das war der Zufall. Jetzt zu dem, was kein Zufall ist – und was offenbar keiner der Macher des Videos kennt: die Selektion. Damit beschreibt man einen Vorgang, der wie folgt abläuft: eine Gruppe von Tieren betritt eine neue ökologische Nische, die ihr noch Platz bietet. Sie konsumiert Nahrung, versucht zu überleben und bietet unter ihren Mitgliedern eine Bandbreite an genetischen Variationen. Nun ist unsere Beispielnische natürlich kein Schlaraffenland und bietet manchen Mitgliedern der Gruppe Vorteile, anderen Nachteile. So haben zum Beispiel Giraffen mit langen Hälsen in einem Gebiet mit hoch wachsender Nahrung bessere Überlebenschancen als kurzhalsige Giraffen. Das hat zur Folge, dass die besser angepassten Tiere der Gruppe eher so lange überleben, bis sie Nachwuchs zeugen können, als die benachteiligte Gruppe. Anders formuliert: die bevorteilte Gruppe hat höhere Chancen, ihre Gene an die Nachkommen weiterzugeben. In unserem Giraffenbeispiel bedeutet das, dass die Gene für die kurzen Hälse in der Gruppe nach und nach aussterben, da ihre Träger, die Giraffen mit den kurzen Hälsen, öfter vor der Fortpflanzung sterben als ihre Kollegen mit den langen Hälsen.
So setzt sich eine Genvariante durch und sorgt auf sehr lange Zeit für die allmähliche Veränderung der gesamten Population. Von einer neuen Art spricht man, wenn die Veränderungen so weit fortgeschritten sind, dass eine Fortpflanzung mit den ehemaligen Artgenossen nicht mehr möglich ist. Allerdings fehlt nach wie vor eine eindeutige Definition des Artbegriffs. Klar wird aber, dass die Selektion kein Zufall ist. Sie ist vielmehr ein Wort, das für die Umweltbedingungen steht, die zum Verschwinden schlecht angepasster und der Weitergabe gut geeigneter Genvariationen führen.
Gehirnwäsche will ich aber natürlich nicht betreiben, wer mag, kann weiterhin am Muster “Zu komplex –> Gott” festhalten. Ich versuche lediglich, Missverständnisse aufzuklären.

03:35 “Selbst in den modernsten Laboratorien der Welt gelingt es nicht, aus unbelebter Materie eine lebende Zelle zu erzeugen.”
Das ist natürlich und leider richtig. Doch im Gegensatz zu dem, was in der “Dokumentation” gesagt wird (dass das Forschungsfeld am Ende ist, nicht mehr weiter weiß und am liebsten alles hinschmeißen würde), wird hier in letzter Zeit viel geforscht und erste Durchbrüche wurden bereits erzielt. So ist es dieses Jahr gelungen, einem von DNA völlig befreiten Bakterium ein modifiziertes Genom eines anderen einzupflanzen, das nach dem Transfer voll funktionsfähig war – und eine E-Mail-Adresse im genetischen Code enthielt. Die synthetische Biologie ist noch relativ jung, die Forschung jetzt bereits für gescheitert zu halten wäre unangebracht. Die Einsicht, dass das Unterfangen unmöglich ist, dürfte jedenfalls noch kein Wissenschaftler aus dem Fachgebiet erlangt haben und dass die Versuche eingestellt wurden ist schlicht eine Falschinformation.

07:20 “Selbstverständlich kann ein derart außergewöhnliches Gebilde nicht von selbst und durch reinen Zufall entstehen”
Da das ganze Video auf der Fehlannahme basiert, die Evolution wäre völlig zufallsgesteuert, gibt es nicht viel zu diesem Satz zu sagen. Natürlich ist die DNA nicht zufällig entstanden. Die nun folgende Argumentation, die zu dem Schluss führt, dass nur Gott (oder meinetwegen Allah) der einzige mögliche Urheber sein kann, ist daher hinfällig. Und da im restlichen Video sonst nichts mehr passiert, betrachten wir den zweiten Teil als abgehakt.

Die evangelikale Mission im Ausland

Während ich die Entscheidung, ob der Durchschnittschrist einer Gehirnwäsche unterzogen wird, dem Zuschauer überlassen wollte (ich bin der Meinung, dass das auf den Löwenanteil in der Form nicht zutrifft), fällt die Beurteilung des folgenden Videos den meisten hoffentlich leicht und dürfte zu einem eindeutigen Ergebnis führen…

Bibelschule Brake – Christliche evangelikale fundamentalistische Missionare

In diesem interessanten Beitrag von Frontal21 wird eine neue Seite der zuvor schon erwähnten Evangelikalen erkennbar. Ich denke hier kann man, ohne sich als voreingenommen zu outen, definitiv von einer Gehirnwäsche sprechen. Kinder (die mir wirklich leid tun) werden zu fundamentalistischen Missionaren erzogen und geschult, die für ihre Missionserlaubnis ohne zu zögern viel Geld bezahlen und letztendlich auch bereit sind, ihr Leben für die Missionsarbeit zu lassen. Ersteres lässt sich vielleicht noch damit erklären, dass die gefährliche und sowohl nach internationalem als auch oft nach nationalem Recht illegale Missionsarbeit nach außen hin als abenteuerliches Praktikum (die Mission wird offiziell tatsächlich “Auslandspraktikum” genannt), das Erkunden fremder Länder, eine interessante Reise verkauft wird und so wohl auch christliche Eltern, die nicht bereit sind, ihr Kind voller Freude für Gott in den Tod zu schicken, zum Zahlen der 1050 Eur bewegt. Dass die Kinder aber selbst bereit sind, für eine Organisation, der sie zuvor noch viel Geld in den Rachen geworfen haben, ihr Leben zu riskieren, das lässt zweifeln.

Angesichts des Missionsbefehls Jesu Christi […] soll jeder aktiv und vorrangig an der Weltmission beteiligt sein.”
Dass dabei sowohl die Gesetze als auch das Recht anderer Kulturen auf ihre Religion offensichtlich verletzt werden, ist nicht Teil des Textes. Und in der Schulung scheint man sich der Tatsache bewusst zu sein, sonst würde man wohl reguläre Missionare und keine Untergrund”kämpfer” ausbilden.
Im krassen Gegensatz dazu heißt es in den Brake’schen Texten “weil in einer anderen Kultur besonders klar herausgearbeitet werden kann (und muss), […] was Respekt gegenüber anderen Kulturen etc. bedeutet”.

Wir bringen Muslimen das Evangelium. Wir dienen ihnen auf praktische Weise. Wir leiten sie an, Jesus zu folgen.”
Vermutlich sind die Missionare tatsächlich überzeugt davon, den Muslimen mit ihrer Arbeit zu helfen. Mit der Ansicht dürften sie in den entsprechenden Ländern allerdings alleine auf weiter Flur stehen. Zumindest auf mich machen die meisten Muslime nicht den Eindruck, als müsse ihnen in Sachen Glaubensfestigkeit oder Gott geholfen werden. Immerhin wird den dortigen Fundamentalisten ein Vorwand geliefert, die westlichen Eindringlinge als Feind anzusehen.

Zuletzt noch eine kleine “Überraschung”: “Wir arbeiten und auf der Grundlage der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und sind Mitglied”. Was bedeutet: die größte deutsche evangelikale Vereinigung mit ihren 1,3 Millionen Mitgliedern unterstützt die Entsendung Jugendlicher in Krisengebiete und nimmt deren Tod billigend in Kauf.

Aufklärung für realitätsferne Agnostiker und Atheisten Teil 2 von 2

Und weiter geht’s mit dem Kopfschmerzen verursachenden Rätselraten um Ursache und Wirkung, Agnostiker und Atheisten, Realität und Illusion…

Realitätsferne Agnostiker und Atheisten widerlegen Gott mit dem Verstand??? Teil 2 von 2

Nachdem wir im ersten Teil elf quälende Minuten lang gelernt haben, dass Agnostiker ihr Leben damit verbringen, einem Fragezeichen nachzulagen, dass es Kausalzusammenhänge gibt und der Zufall intelligent ist, wollen wir uns nun weiter fortbilden lassen um vielleicht doch irgendwann mit klarem Blick die Realität wahrzunehmen!

Und nachdem ich nun acht Minuten des zweiten Teils gesehen habe, rate ich jedem, das Video NICHT anzuschauen. Die Gefahr, einen zufallsbedingten (haha) Hirntumor zu erleiden, ist signifikant erhöht. Außerdem denke ich, dass ich das geschriebene in fünf Minuten inklusive Kommentar komprimieren kann.

Nachdem die Agnostiker direkt zu Beginn ein wenig bemitleidet und dann völlig aus dem Verkehr gezogen wurden, werden zwei Beispiele angeführt:

1) Jemand findet in seinem Küchenschrank einen lange vermissten Gegenstand, den er schon verloren geglaubt hatte, zufällig wieder
2) Jemand findet an einer Raststätte, an der er aus Müdigkeit zufällig Rast macht, eine lange vermisst geglaubte Person wieder

Es folgt eine minutenlange Argumentation, das eine führt zum anderen und nach acht Minuten kommt man zum Schluss, dass der Zufall Kausalzusammenhänge überhaupt erst möglich macht und dass ohne Zufall nichts passiert. Da wir ja schon erklärt bekommen haben, dass der Zufall gezielt handelt, einen Willen besitzt und intelligent ist (ich wage die böse Unterstellung und nenne den ominösen Zufall einfach mal “Gott”), bekommen wir hier bewiesen, dass Gott ständig in unser Leben eingreift.
Leider ist die Herleitung des Ergebnisses ungefähr so glaubwürdig wie das Auflösen einer Gleichung in einer meiner Mathe Arbeiten an der Schule… heraus kam 0 = 13…
Um nicht ständig über den Zufall zu lästern gehe ich einmal etwas objektiver an die Sache heran. Es gibt Ursache – und Wirkung. Wobei die Ursache zur Wirkung führt. Der Autor schafft es, mit teilweise geschickt, teilweise wirr formulierten Folgerungen, den Zufall gezielt zwischen Ursache und Wirkung zu platzieren um ihm dann – etwas weniger geschickt – Intelligenz und Willen zuzusprechen. Ist diese vorbereitende Argumentationskette beim Zuhörer angekommen ist der Schritt, den allgegenwärtigen Zufall, ohne den nichts funktionieren kann, “Gott” zu nennen, nicht mehr groß.

Um das Ende vorwegzunehmen… aus “Ohne Ursache keine Wirkung” wird “Ohne Gott keine Existenz”.

Diese Behauptung aus der Offenbarung konnte ich hiermit rational erklären

In dem Sinne - gute Nacht

Montag, 12. Juli 2010

Aufklärung für realitätsferne Agnostiker und Atheisten Teil 1 von 2

So, ein letztes Video hab ich heute noch für Euch…

Realitätsferne Agnostiker und Atheisten widerlegen Gott mit dem Verstand??? Teil 1 von 2

Heute lernen wir, warum wir realitätsferne Wesen sind, die der Aufklärung bedürfen. Hierbei bedient sich der Autor des Videos den Waffen des Feindes und will mit Logik und Vernunft klarstellen, wie es um Gott bestellt ist. Eine Hauptrolle nimmt hierbei das heilige Fragezeichen ein – warum, das werden wir im Verlauf des Videos noch sehen.

In den ersten drei bis vier Minuten sind zunächst einmal die Agnostiker dran. Wir lernen, dass deren Weltsicht, Logik und Wahrnehmung stark begrenzt ist und an einem Punkt immer ein Ende findet: dem heiligen Fragezeichen. Was damit gemeint ist, ist nicht schwer zu erraten. Der Agnostiker verneint Gott nicht, bejaht ihn aber auch nicht. Dem zu Grunde liegt wohl das der Wissenschaft entsprungene Prinzip der Falsifizierbarkeit. Das bedeutet, dass etwas erst dann widerlegt ist, wenn dessen Falschheit erwiesen wurde. Also sagt der Agnostiker “Ich sehe keinen Beweis für Gott – aber auch keinen Gegenbeweis. Da seine Existenz also nicht widerlegbar ist, besteht die Möglichkeit, dass er existiert.”.
Auf ein stumpfes Fragezeichen, wie hier im Video, sollte man diese Gruppe von Menschen jedoch nicht reduzieren. Natürlich wird der Agnostiker bis zu seinem Lebensende nicht wissen, ob Gott nun existiert oder nicht. Das vereinnahmt aber in den allerwenigsten Fällen sein Denken und Leben. Jedenfalls nicht so sehr, wie Gott das Leben seiner Anhänger vereinnahmt.

Nachdem also mit den armen, dem heiligen Fragezeichen hinterher eilenden Agnostikern abgeschlossen wurde, wendet man sich den Atheisten zu. Diese sollen eine einfache Frage beantworten: kann es eine Wirkung ohne Ursache geben? Der Doku-bewanderte Zuschauer denkt natürlich sofort an die Quantentheorie, doch darauf will hier vermutlich keiner hinaus. Zumal ich mich auf dem Gebiet nicht genug auskenne, um eine Ursache für Quanteneffekte auszuschließen. Gemeint ist hier jedenfalls die Ursache für Leben. Doch scheinbar will man den Zuschauer nicht überfordern und holt weiter aus…

Nach weiterem, minutenlangen Wiederholen ein und der selben Frage, der Erkenntnis, dass man unbekannte Ursachen anhand ihrer Wirkung bestimmen kann (da bin ich anderer Meinung, dazu später mehr) und einem demonstrativen Schulterschluss zwischen Theisten und Atheisten (wow, beide glauben, dass es Kausalzusammenhänge gibt!) kommt man schlussendlich zum Ergebnis: ES GIBT EINE URSACHE! Nur welche ist das…?

1. Der Zufall
Hier wird interessanterweise das Erkennen von Ursachen anhand einer Wirkung von weiter oben wieder aufgegriffen und mit einem Beispiel illustriert, das ich mir besser nicht hätte ausdenken können. “Als das Telefon klingelte, fiel zufällig das Foto des Anrufenden von der Wand". Für viele Gläubige mit Sicherheit ein Zeichen… doch der Autor des Videos weiß es besser: es besteht keinerlei Kausalzusammenhang. Was lernen wir daraus? Scheinbar zusammenhängende Ereignisse müssen nicht zwingend eine Ursache-Wirkung-Beziehung haben! Dann wird noch ein interessanter Punkt aufgegriffen: das Erlernte, was uns dabei hilft, scheinbare Zusammenhänge von echten zu unterscheiden. Wir wissen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass das Klingeln eines Telefons ein Bild von der Wand reißt. Vermutlich ist es heruntergefallen, weil sich der Nagel aus der Wand gelöst hat. Ohne unsere Erfahrung hätten wir jedoch keinen Anhaltspunkt gehabt, nicht an einen Zusammenhang zwischen Anruf und Herunterfallen zu glauben.
Nun wird der interessante Gedankengang leider etwas absurd. Aus dem Geschehenen leitet der Autor ab, dass der Zufall eine Ursache haben muss. “Das heißt der Zufall selbst ist eine Wirkung einer Ursache”. Hier wäre es dem Verständnis zuträglich, das Wort “Zufall” aus der Argumentationskette zu streichen und festzustellen: “Jede Wirkung hat eine Ursache”. Doch scheinbar wird das Geflecht aus Erlerntem, Zufall und Leben noch für spätere Ausführungen benötigt…

1936: W48 telephoneUnsere Erfahrung sagt uns, dass ein klingelndes Telefon keine Bilder von der Wand fallen lässt

Und da haben wir schon den Grund und finden den Knick in der Argumentation, der dem Atheisten (was bitte vereint eigentlich alle nicht an Gott glaubenden Menschen zu einem gleich denkenden Kollektiv?!)  den Boden unter den Füßen wegziehen soll. Der Atheist meint offensichtlich, dass wir “aus Zufall entstanden” sind. Da aber “Zufall” immer eine Wirkung, nie aber eine Ursache sein kann (und hier erkennen wir, warum das bis dato undefinierte Wort “Zufall” Verwirrung stiftet), ergibt die Herkunft aus dem Zufall keinen Sinn, da eine finale Ursache fehlt. Was bleibt uns Atheisten also übrig, als die Herkunft aus dem Zufall mit einer Ursache zu verbinden? Und da wir das tun, logisch wie wir sind, müssen wir auch glauben, dass das Bild durch den Anruf von der Wand gefallen ist. Wer außer mir hat jetzt schon Kopfschmerzen? Kürzen wir das Wirrwarr also ab…

“Erkennbar wird doch wohl dass – wer das behauptet – aus allem Erlernten dem Zufall eine Intelligenz zuschreiben muß”
Das mag sein. Nur glaube ich nicht, dass jemals irgendein Atheist irgendetwas von sich gegeben hat, was dem oben beschriebenen auch nur im entferntesten ähnelt. Insofern ist es nicht schlimm, dass der Zufall intelligent ist, an ihn glauben wir schließlich auch nicht.

Offenbar gelingt es dem Autor nicht, aus seinen vom Glauben geprägten Denkmuster auszubrechen, während er dem Zufall nach einer Intelligenz auch einen Willen und absichtliches Handeln zuschreibt. Was nicht als persönlicher Angriff gewertet werden sollte, schließlich denkt jeder von uns auf seine eigene, subjektive Weise und ein lange verfolgtes Denkmuster, verbunden mit positiven Erfahrungen, lässt sich so gut wie nicht mehr auslöschen.

Dankenswerterweise wird uns nach acht quälenden Minuten dann doch eine Zusammenfassung angeboten:
”Rationale Frage… Gibt es eine Wirkung ohne Ursache? – Antwort: NEIN. Die nächste Antwort von Atheisten: alles ist aus sich selbst heraus irgendwie. wenn wir diese rationale Erklärung zugrunde legen, müssten wir sie nachweisen können. Wenn nicht ist es nur eine Spekulation, also schauen wir uns die Möglichkeiten an ob diese Spekulation realistisch ist… wir sind aus uns selbst heraus, alles ist aus sich selbst heraus entstanden. Das heißt die selbe Wirkung für die selbe Ursache fallen zusammen… die Wirkung selbst ist Ursacher ihrer selbst… wir wollen dieses prüfen.. können Ursache und Wirkung so… wie gerade beschrieben… zusammenfallen? In unserer Existenz? Erklärbar mit dem Verstand??? Ich habe Kopfschmerzen… […]”

…von der ich mir deutlich mehr erhofft hatte. Wenigstens teilt der Autor seine Kopfschmerzen mit uns. Den Rest der erhofften Zusammenfassung erspare ich Euch und empfehle, das Ende des Videos zu überspringen. Was aus dem eben Zitierten vielleicht ablesbar ist: der Autor könnte den Urknall gemeint haben. Hier gibt es ein Problem. Kausalzusammenhänge benötigen eine lineare Zeit. Gäbe es keine Zeit, so wäre Ursache und Wirkung nicht voneinander unterscheidbar. Und jetzt zum Urknall. Die Vorgänge im Universum kann man vom heutigen Zeitpunkt aus in Richtung Vergangenheit sehr gut rekonstruieren und simulieren – bis etwa 10^-43 Sekunden nach dem Urknall. Diese Grenze wird als Planck-Zeit bezeichnet und gilt als Erkenntnisgrenze, weil die Zeit vor ihr noch nicht linear verlief, noch keine Kontinuität aufwies. Daher sind Aussagen über die Zeit vom Urknall bis 10^-43 Sekunden bedeutungslos, genau wie dieser Satz, schließlich gab es vor dieser Planck-Grenze noch keine Zeit im eigentlichen Sinne. Leider ist es genau dieser Bereich, der uns Aufschluß über die allerersten Vorgänge überhaupt und die Anfangsbedingungen dieses Universums geben könnte. Um hier physikalisch etwas zu verstehen ist eine umfassende Theorie der Physik nötig, eine Vereinigung der vier Grundkräfte der Natur (starke Wechselwirkung, schwache Wechselwirkung, elektromagnetische Wechselwirkung und Gravitation) in einer Formel, der sogenannten “Weltformel”. In die richtige Richtung scheint die aus diversen Stringtheorien entstandene M-Theorie zu gehen, die allerdings unter anderem elf Dimensionen voraussetzt. Interessantes Forschungsfeld, die Verwirklichung einer echten Weltformel wird wohl aber noch ein Weilchen dauern…

Weiter gehts mit Teil 2 im nächsten Post, mal sehen ob wir erleuchtet werden…

Checkmate, Atheists! 10 Beweise für Gott…

Wer außer mir fühlt sich an die legendären Brigitte-Titelsprüche wie “10 Pfund in nur 2 Wochen” erinnert? Video anklicken und genießen, so einfach hat es sich noch kein Youtube-Prediger bisher gemacht… (:

Checkmate, Atheists!

Beweis #1
Atheisten halten die Bibel nicht für echt – doch was zaubert der Beweiskünstler aus dem Off? Eine Bibel! 1:0 für das Christentum, klare Sache. Vielleicht meinte der Atheist aber auch nur den Wahrheitsgehalt der Bibeltexte? Wer weiß das schon…

Beweis #2
Die Bibel ist also definitiv richtig und Gottes Wort – weil es so in der Bibel steht? Dazu fällt mir nur folgendes Bild ein:

infalliblebible 
Paradebeispiel für eine saubere, in sich geschlossene Beweisführung!

Beweis #3
Der Urknall… einfach so geschehen? Der Urknall ist der einzige bekannte Vorgang ohne Ursache. Kausalität hat in dem Zusammenhang also keinen Wert. Wie auch, Zeit und Raum selbst entstanden erst mit diesem Ereignis. Um aber als Gott den Urknall in Gang zu setzen, hätte es eine wirksame Beziehung zwischen Ursache und Wirkung gebraucht, andernfalls hätte jede Handlung eine unberechenbare oder gar keine Wirkung zur Folge gehabt.
Aber gut, solange man noch keine Hypothesen zu extrauniversalen Vorgängen aufstellen kann, und das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben, ist hier das beste Refugium für einen Gott. Selbst ich komme damit klar, wenn jemand behauptet, der Urknall selbst wäre von Gott angeschoben worden. Nennt man die unbekannten Vorgänge “vor” dem Urknall und “außerhalb” des Universums Gott, so begeht man keinen Fehler.
Allerdings könnte man den Kerl im Video fragen, warum denn ausgerechnet Gott und nicht der Urknall das einzige Ding ohne Ursache sein soll…

Beweis #4
Oha, der Kerl scheint ziemlich krass zu denken. Die Wissenschaft ist sich, was das Erdalter angeht, mittlerweile ziemlich einig. Um keine Angriffsfläche für Erbsenzähler zu bieten, lassen wir sie ein paar Milliarden Jahre alt sein. Jederzeit mit dem richtigen Equipment überprüfbar. Da aber zwei Drittel aller christlichen Homepages, die vermutlich nicht von Teilchenphysikern oder ähnlichem betreut werden, behaupten, die Methodik zur Ermittlung des Erdalters wäre fehlerhaft, ist die Sache gegessen…

Beweis #5
…und der erste größere Lacher meinerseits! Gegenbeispiel: das Maul eines Löwen scheint ebenfalls exakt auf “human pleasure” ausgelegt zu sein… :)

Beweis #6
Langsam glaube ich, der Kerl hat eine sehr subtile, dafür extrem unterhaltsame ironische Ader. Ich für meinen Teil habe jedenfalls schon dutzende Male dafür gebetet, dass sich der Putz-Sonntag von selbst erledigt… ohne Erfolg!

Beweis #7
…lasse ich mal komplett unkommentiert, das darf jeder selbst entscheiden

Beweis #8
Atheisten behaupten, dass Homosexualität vor Gott in Ordnung wäre? Falsch. Ein Atheist hat sich genauso wenig vor Gott zu rechtfertigen wie ein Christ vor Zeus.

Beweis #9
Atheisten glauben, Intelligenz wäre aus dem Nichts entstanden? Falsch. Intelligenz hat sich im Laufe der Evolution durchgesetzt, weil sie für unsere Spezies, die weder besonders widerstandsfähig, stark oder schnell ist, als vorteilhaft erwiesen hat.

Beweis #10
Ich halte Christen nicht für arrogant, weil sie von sich behaupten, mit dem Schöpfer des Universums zu sprechen. Vielmehr deswegen, weil sie (damit meine ich natürlich nicht alle) gerne einen Anspruch auf die Wahrheit erheben und nicht Gläubige bemitleiden.

Fazit: dem Kerl ist nicht mehr zu helfen…

Sonntag, 11. Juli 2010

Die Evangelikalen und die Evolution

Endlich mal ein Post zum eigentlichen Hauptthema dieses Blogs. Doch zunächst einmal ein paar Zahlen. Dass der Kreationismus, also der Glaube an die Schöpfungsgeschichte der Bibel und Gott als alleinigen Erschaffer aller existierenden Lebewesen, in den USA weit verbreitet ist, wissen die meisten. Dass es mehr als zwei Drittel der Bevölkerung der USA betrifft wohl eher nicht. Doch auch in Deutschland gibt es eine zwar meist gemäßigte aber dennoch zahlenmäßig beeindruckende Anhängerschaft.

Etwa 20% aller Deutschen stehen der Evolutionstheorie zumindest skeptisch gegenüber
Laut einer Umfrage unter 1200 Lehramtstudenten akzeptieren 15% die Theorie nicht
Unter angehenden Biologie-Lehrern zweifeln stolze 7% an der Evolution

Über Sponsoren und den Informationskanal Internet wird diese Bewegung auch in Deutschland stark gefördert. So erhalten Lehrer beispielsweise kostenloses Informationsmaterial zur Schöpfungsgeschichte und aus verschiedenen Schulen ist bekannt geworden, dass die Schöpfungslehre teilweise sogar in den Biologieunterricht Einzug gehalten hat.

Hinter der Bewegung stehen zu einem großen Teil die Evangelikalen, die eine Glaubensrichtung im Protestantismus bilden. Diese Gruppe stützt sich auf die historische Korrektheit der Bibel und nimmt diese als Basis für sämtliches Wissen. Erkenntnisse, die mit diesem Irrtums freien Wissen kollidieren, werden nicht zugelassen, da die Bibel als auf Gottes Worten basierend über menschlicher Wissenschaft steht.
In Deutschland machen Evangelikale 1-3% der Gesamtbevölkerung aus, die Deutsche Evangelische Allianz ist mit (laut eigenen Angaben) 1,3 Millionen Mitgliedern deren größte Vertretung.

adherents Anteil religiöser Menschen an der Gesamtbevölkerung amerikanischer Bezirke

Basierend auf der Annahme, die Bibel sei fehlerfrei und definitiv Gottes Wort, ergibt sich in der Konsequenz, dass die Evangelikalen im Allgemeinen die scheinbare Zufälligkeit der wissenschaftlichen Welterklärung angreifen, im Speziellen scheint man die Evolutionstheorie als zentrales Feindbild ausgemacht zu haben. In dem Sinne habe ich mir einmal die Abteilung “Für Zweifler” auf einer evangelikalen Homepage (http://www.evangelikal.de) angeschaut. Hier soll Aufklärungsarbeit geleistet und der irregeführte Atheist auf den rechten Pfad geführt werden. “Offener Brief an einen Atheisten”:

Auf den eigentlichen Brief gehe ich bei Bedarf gerne nochmal ausführlicher ein, allerdings lässt er sich auch kurz zusammenfassen. Auch hier wird dem Atheisten ein Glaube angehängt und dem Menschen ganz allgemein ein Anspruch auf die Beurteilung anderer Menschen oder Handlungen abgesprochen, da solche Beurteilungen nur im Rahmen einer übergeordneten Instanz, Gott, möglich wären. Es wird betont, dass der atheistische Mensch ein Produkt aus Zufällen ist und, interpretiere ich den Text richtig, in letzter Konsequenz keine Seele haben kann. Hier könnte man seitenlang diskutieren, was eine Seele letztendlich eigentlich ist, ich bin mit meinen seelenlosen, atheistischen chemischen Reaktionen im Gehirn aber eigentlich ganz zufrieden… und nun geht’s los:

Wußtest Du, daß ein Grundsatz der Informatik ist, daß Information nicht von selbst - also zufällig - entsteht? Ohne Software (= Information) läuft kein Computer. Und Software entsteht bekanntlich nicht von selbst. Da könnte man ruhig eine Million Jahre warten, ob auf dem Computer Software entsteht - es wird nicht geschehen.
....aber man meint, daß die komplexeste und perfekteste Information überhaupt - die DNA - gegen die all unsere Software ein Fliegenschiß ist, von selbst entstanden ist
.”
Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass die Entstehung der DNA gerne als “Paff, plötzlich war sie da” gesehen wird. So lässt sich auch einfacher dagegen argumentieren. Dass aber auch die DNA einem evolutiven Prozess unterworfen ist, das lässt sich aus dem “Argument” nicht ablesen. Zumal es in jüngster Vergangenheit sogar gelungen ist, die für den Aufbau der DNA grundlegenden Basen und Ribosen aus anorganischem Material herzustellen.

Wußtest Du, daß es ein ehernes Gesetz der Physik gibt, nach welchem Energie niemals aus dem Nichts entsteht? Die Energie verändert nur ihren Zustand: Durch die Verbrennung wird chemisch gebundene Energie zu Kraft und Wärme. Umgekehrt wird aus dem Licht der Sonne durch die Photosynthese chemisch gebundene Energie in Form von Zucker. Jede noch so winzige Form von Energie auf unserem Planeten stammt letztlich von der Sonne. Und die Energie der Sonne stammt aus der im Wasserstoff gebundenen Energie, aus der sich die Kernfusion speist.
....aber man meint, daß das ganze Universum - die Summe aller Energie sozusagen - in einem “Urknall” aus dem Nichts entstanden sei
.”
Die Vorstellung des Urknalls gründet auf der Beobachtung, dass das Universum expandiert. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, das Phänomen zu erklären. Entweder war das Universum schon immer da und begann irgendwann einfach so zu expandieren. Oder man rechnet die Ausdehnung und Ausdehnungsgeschwindigkeit in die Vergangenheit zurück und endet irgendwann in einem Punkt unvorstellbarer Dichte, Temperatur und Energie.
Um das Pseudoargument aufzulösen sei gesagt, dass der angesprochene Energieerhaltungssatz der Thermodynamik nur durch die Existenz der herrschenden Naturgesetze Gültigkeit besitzt. Nun gab es in den ersten Momenten (blöder Ausdruck, auch die Zeit entstand schließlich erst mit dem Urknall) weder die Naturgesetze so wie wir sie heute kennen, noch gab es Raum oder Zeit und aus was das Universum letztendlich entstanden ist, wird wohl für sehr lange Zeit oder sogar für immer ein Rätsel bleiben.
Wem hier die alternative Erklärung “Gott war’s” mehr zusagt, bitteschön. Die Wissenschaft hat schließlich noch keine bessere Erklärung parat ;)

Wußtest Du, daß die zentrale Behauptung der Evolutionstheorie lautet, daß sich in der natürlichen Auslese stets nur diejenigen Eigenschaften durchsetzen, die beim Überleben nützlich sind? Doch sind sämtliche Organe unseres Körpers nur dann nützlich, wenn sie funktionieren und vollständig sind. Wem nützt ein unvollständiges Auge? Welchem Tier nützt die Vorstufe eines Flügels, mit dem es weder fliegen noch gleiten kann? Welchem Tier nützt ein Herz, das nicht entwickelt genug ist, um Blut zu pumpen? Die Natur ist voll von Dingen, die nur im fertigen Zustand nützlich sind. Nach der Evolutionstheorie hätten aber alle Vorstufen davon aussterben müssen, weil nur das - zumindest einigermaßen - entwickelte Organ zu etwas nützlich ist.
....aber man meint, daß sich die Eigenschaften aller Lebewesen aufgrund von evolutionären Prozessen durch Auslese entwickelt haben
.”
Wie in einem anderen Post schon erwähnt: das “jetzt” ist nicht das Ende, das Ziel oder der angestrebte Entwicklungsendpunkt. Vielmehr ist jedes Lebewesen, das je existierte oder existieren wird, nur eine Zwischenform zum nächsten. Es gibt keine Entwicklungsschritte im eigentlichen Sinne, die Evolution ist ein fließender Prozess. Nur die menschliche Beschreibung dessen, was in der Evolution vorgeht, so zum Beispiel die Definition des Begriffs “Art” und die Abgrenzung von anderen Arten, lässt sie wie einen Prozess, der von Stufe zu Stufe schrittweise fortläuft, erscheinen. Hier muss ich aber selbst noch einmal nachlesen, was Beispiele angeht. Ich kann es mir leider nicht so leicht wie der Autor der Evangelikalen machen und muss Beweise anstelle rhetorischer Fragen bringen.

Der nächste Punkt ist mir zu nichtssagend, um darüber großartig Worte zu verlieren. Also weiter…

Ist Dir klar, daß Atheismus ein Glaube ist? Selbst wenn Du glaubst, es gäbe keinen Gott, glaubst Du. Ein Christ begründet seinen Glauben mit den Erfahrungen, die er mit Gott gemacht hat. Oder mit der Überzeugungskraft von Gottes Wort. Oder mit der Veränderung, die Gott geschenkt hat. Aber womit begründest Du Deinen atheistischen Glauben? Mit dem Verhalten irgendwelcher Menschen (“Religionskriege” etc.)? Spricht denn deren Verhalten objektiv gegen die Existenz Gottes? Dann spräche aber das Verhalten vieler Atheisten für die Existenz Gottes, nicht wahr?
Oder begründest Du Deinen atheistischen Glauben mit bestimmten Ereignissen, von denen Du meinst, daß sie nicht geschehen könnten, wenn Gott da ist? Könnten diese Ereignisse nicht ebenso gut bedeuten, daß Gott einfach nur anders ist, als Du meinst?
Ich denke, daß Du auch als Atheist nicht ernsthaft leugnen kannst, daß Gott möglich ist
.”
Hier ist genau der Punkt, den ich in einem anderen Post absichtlich stark betont habe. Nein, mein Glaube ist nicht, dass Gott nicht existiert. Ich glaube nicht, dass Gott existiert. Genauso wenig, wie ich daran glaube, dass morgen die Sonne auf die Erde stürzt. Für beides habe ich keinerlei Anhaltspunkte – wozu also den Kopf darüber zerbrechen?
Nochmal in aller Klarheit: es gibt keinen atheistischen Glauben. Theismus ist der Glaube, Atheismus (man beachte die Wortherkunft) das Gegenteil. Was gibt’s da nicht zu verstehen?

atheism 
Viele Gläubige begehen den Fehler, das Nichtglauben der Atheisten mit einem Glauben an Gottes Nichtexistenz gleichzusetzen.

Falls Du Dir darüber im Klaren bist, daß Gott trotz Deines atheistischen Glaubens möglich ist - hast Du dann schon einmal darüber nachgedacht, daß Du als Atheist eigentlich immer nur verlieren kannst?
Wenn Du mit Deinem Atheismus Recht hättest, hättest Du keinen Vorteil. Denn für Dich wäre mit dem Tod ebenso “alles vorbei” wie für mich. Hinzu kommt, daß Atheisten schon in diesem Leben im Nachteil sind: Im statistischen Schnitt haben Atheisten gegenüber gläubigen Christen eine signifikant niedrigere Lebenserwartung, bezeichnen sich in Umfragen fast doppelt so häufig als “unzufrieden”, haben eine bedeutend höhere Scheidungs- und Selbstmordrate, sind öfter krank und haben erheblich häufiger mit Drogen- und Alkoholproblemen zu kämpfen. Dies mag man psychologisch erklären wollen - aber es sind Fakten
.”
Von denen wusste ich bisher nichts. Die Statistiken dazu würde ich gerne einmal sehen, mir ist nur bekannt, dass Theisten im Schnitt einen geringeren IQ haben…

Wenn ich aber als Christ Recht habe, dann sieht es für Dich noch viel schlechter aus. Dann erwartet Dich nach dem Tod die Hölle. In Ewigkeit.
Am Atheismus festhalten zu wollen, ist daher - rein äußerlich betrachtet - ein höchst unlogisches Vorhaben
.
Ich meine jedenfalls, daß es nicht besonders vernünftig ist, an etwas festzuhalten, womit man in jeder denkbaren Alternative nur verlieren kann - und unbesehen das zu verwerfen, was die einzige Hoffnung sein könnte.”
Also am Besten wie unsere Umweltkanzlerin das Fähnchen in den Wind halten und hoffen, dass am Ende alles gut wird?

Ich kann es total verstehen, daß Du skeptisch bist. Ich kann es verstehen, daß Du nicht von heute auf morgen Deine Meinung änderst. Aber Du müßtest als Atheist eigentlich nichts Dringenderes zu tun haben, als zu prüfen, ob nicht doch etwas anderes, weniger aussichtsloses die Wahrheit sein könnte. Aber merkwürdigerweise waren die meisten Atheisten, mit denen ich zu tun hatte, in glaubensmäßiger Hinsicht lethargisch und desinteressiert. Sie folgten einfach nur ihrer vorgefaßten Meinung, ohne diese hinterfragen oder auch nur ernsthaft begründen zu wollen.
Es ist bequem, nicht nachzudenken
.”
Ich sehe mich genauso wenig dazu berufen, die Existenz Gottes zu überprüfen, wie nachzuschauen, ob vor meinem Haus ein Riss in der Raumzeit entstanden ist. Zumal Gott per definitionem nicht überprüfbar ist. Außerdem frage ich mich, wieso Gläubige die Weltsicht des Atheisten so gerne als aussichtslos und deprimierend darstellen. Empfinde ich nicht so. Den Rest gebe ich gerne unverändert dem Autor zurück…

Die Geschichte des Universums Teil 5 von 5

5) The Dark Era (Die Dunkle Ära)
Ab einer Quindezillion (10^90) Jahre nach dem Urknall...
Schauen wir so weit in die Zukunft, so nimmt die Genauigkeit unserer Vorhersagen immer stärker ab. Sicher ist aber, dass all die Prozesse, die bisher beschrieben wurden, Hintergrundstrahlung hinterlassen. In unserer Ära haben vor allem Rote Zwerge Strahlung in die Umgebung abgegeben, nach der Ära der Sterne strahlten in erster Linie Weiße Zwerge durch die Auslöschung dunkler Materie in ihrem Inneren, darauf folgte die durch den Zerfall der Protonen freigewordene Strahlung als wichtigste Strahlungsquelle im Universum und zuletzt kam die aus schwarzen Löchern stammende Hawking-Strahlung dazu. Das bringt uns zum Beginn der Dunklen Ära, in der es keine stellaren Körper mehr gibt - nur noch Überbleibsel an Positronen, Elektronen, Neutrinos und Photonen aus den vorangegangenen Zeitaltern.
Überraschend an dieser Dunklen Ära ist, dass das Universum noch nicht tot ist. Zum Beispiel hinterlassen Protonen oft Positronen, wenn sie zerfallen. So gibt es für jedes Positron in dieser dunklen Zukunft ein Elektron als Gegenstück. Elektronen und Positronen können zusammen ein sogenanntes Positronium-Atom bilden, das im Prinzip ein Wasserstoffatom mit einem Positron anstelle des Protons ist. Diese Atome sind heute künstlich herstellbar, existieren aber nur für den winzigen Bruchteil einer Sekunde und sind mikroskopisch klein.
In der Dunklen Ära aber, in weit weit entfernter Zukunft, kann ein solches Positronium-Atom größer als unsere Milchstraße heute, sogar so groß wie das gesamte heute existierende Universum sein, weil das Universum durch seine fast völlige Leere die Existenz derart riesiger Atome erlaubt. Auch zerfällt ein solches Atom durch die gegenseitige Auslöschung von Positron und Elektron nicht sofort wieder sondern kann über einen Zeitraum von 10^145 Jahren [Anm.: dafür gibt’s glaube ich kein Wort] existieren, während sie von höheren auf niedrigere Energieniveaus wechseln und letztendlich verschwinden, wobei sie extrem langwellige Photonen hinterlassen.
Und bis auf diesen letzten Rest an Strahlung ist nichts mehr von dem übrig, was einmal das Universum war...

[Anm.: Der letzte Teil des Textes ist hochspekulativ und alles andere als wahrscheinlich, da die kosmologische Konstante
in unserem Universum allem Anschein nach null beträgt und dies die im weiteren Textverlauf enthaltenen Spekulationen
unmöglich macht]

Die Geschichte des Universums Teil 4 von 5

Kleiner Einschub:
Wir alle kennen den Vergleich der bisherigen Geschichte des Universums mit einem Jahr in einem Kalender.
01.01. - Das Universum beginnt zu existieren
31.01. - Unsere Milchstraße entsteht
01.08. - Unser Sonnensystem entsteht
16.08. - Erstes Leben tritt auf der Erde auf
31.12. - Ab 20 Uhr findet die gesamte Menschheitsgeschichte statt
31.12. - Ab 23:59:24 Uhr beginnt das, was wir "Kultur" nennen
Zum Vergleich: am Ende der Degenerierten Ära haben wir in diesem gedachten Kalender, in dem das erste Jahr der
gesamten Geschichte vom Anbeginn des Universums bis heute entspricht, etwa 714.285.714.285.714 Billiarden Jahre
hinter uns gelassen...

4) The Black Hole Era (Die Ära der schwarzen Löcher)
100 Sextilliarden (10^41) Jahre bis 100 Tredezilliarden (10^83) Jahre nach dem Urknall
Die einzigen Objekte, die den Protonenzerfall des 3. Zeitalters überstehen werden, sind schwarze Löcher. Diese könnten aus Protonen zusammengesetzt sein oder auch nicht, sichtbar sind sie für uns jedenfalls nicht. Wir beschreiten nun die vierte Ära, die der schwarzen Löcher. Die sind Objekte, deren Fluchtgeschwindigkeit so hoch ist, dass ihnen nicht einmal mehr Licht entkommen kann. [Anm.: um die Erdanziehungskraft zu überwinden, muss man eine Geschwindigkeit von etwa 11,2 km/s (umgerechnet 40.320 km/h) erreichen, zum Verlassen der Sonne wären 617,3 km/s nötig. Um ein schwarzes Loch zu verlassen ist eine Geschwindigkeit von über 300.000 km/s nötig und da die Lichtgeschwindigkeit etwa diesem Wert entspricht und nicht überschritten werden kann, entkommt nichts diesen Gebilden]
Die ursprüngliche Definition eines schwarzen Lochs beinhaltete, dass ihm nichts entkommen kann. Doch seit auch quantentheoretische Überlegungen mit eingeflossen sind, scheint es möglich, als könne trotz allem Strahlung aus einem schwarzen Loch entweichen. Dieser Prozess geht so langsam vonstatten, dass man sich heute keine Gedanken darüber zu machen braucht. Aber in ferner Zukunft, wenn alle stellaren Objekte verschwunden sind, strahlen schwarze Löcher durch das Entweichen von sog. Hawking-Strahlung als hellste Objekte im Universum und übernehmen damit die Rolle, die die Sterne heute spielen.
Es gibt unterschiedliche Arten von schwarzen Löchern. Auf der einen Seite die, die aus Supernovae resultieren bzw. entstehen, wenn ein Neutronenstern genügend zusätzliche Masse ansammelt um selbst zum schwarzen Loch zu werden. Diese Klasse nennt man stellare schwarze Löcher, da sie aus stellaren Objekten hervorgegangen sind und ähnliche Massen besitzen. Die Zahl dieser stellaren schwarzen Löcher in der künftigen Milchstraße wird auf etwa eine Million geschätzt. Auf der anderen Seite gibt es supermassive schwarze Löcher, wie sie im Zentrum von Galaxien zu finden sind. Diese schwarzen Löcher haben nicht die Masse von mehreren Sonnen sondern sind millionen- oder sogar milliardenfach massiver. Wenn man sich die Bewegungen von Sternen im Zentrum einer beliebigen Galaxie anschaut, so stellt man fest, dass sich diese extrem schnell um ein relativ kleines, zentrales, unsichtbares Objekt bewegen. Die Masse, die nötig ist, um die umliegenden Sterne so zu beschleunigen, bewegt sich, wie oben schon erwähnt, im Bereich von Millionen oder Milliarden Sonnenmassen, ist aber auf einen verhältnismäßig winzigen Bereich konzentriert. Diese Bedingungen erfüllen nur schwarze Löcher. Das in unserer eigenen Milchstraße ist mit etwa 3 Millionen Sonnenmassen dabei noch relativ klein.

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Die Fluchtgeschwindigkeit eines schwarzen Loches übersteigt die Lichtgeschwindigkeit

Machen wir nun eine Inventur des Universums in der Black Hole Era, so stellen wir fest, dass es nur noch schwarze Löcher gibt von denen jedes durch die Hawking-Strahlung hell leuchtet. Aber auch schwarze Löcher leben nicht unendlich lange. Abhängig von ihrer Masse zerstrahlen selbst schwarze Löcher nach einer gewissen Zeit. Ein schwarzes Loch mit der Masse unserer Sonne [Anm.: wäre etwa 3 km groß, die Sonne so wie sie heute ist hat einen Durchmesser von fast 1,4 Millionen Kilometer] würde auf diese Weise ungefähr 10^65 Jahre existieren. Ein typisches stellares schwarzes Loch [Anm.: mit mehr Masse, die Sonne ist nämlich zu leicht um zum schwarzen Loch zu werden] würde 1.000 Mal länger bestehen und nach 10^68 Jahren vergehen. Ein supermassives schwarzes Loch wie das im Zentrum unserer Milchstraße wäre nach 10^83 Jahren verschwunden. Und irgendwann gäbe es auch die gewaltigsten schwarzen Löcher mit über 2 Milliarden Sonnenmassen nicht mehr und die Black Hole Era wäre zu Ende.

Die Geschichte des Universums Teil 3 von 5

3) The Degenerate Era (Die Degenerierte Ära)
1 Billiarde (10^15) Jahre bis 10 Sextilliarden (10^40) Jahre nach dem Urknall
Wenn die Evolution der Sterne endet beginnt die Degenerierte Ära. Die meisten Sterne werden ihre Kernfusion beendet haben und als stellare Körper vor sich hin existieren. Nun haben wir zu etwa gleichen Teilen Braune und Weiße Zwerge, 3 von 1000 stellaren Körpern sind Neutronensterne und Schwarze Löcher. Da Weiße Zwerge ca. um den Faktor 10 schwerer als Braune Zwerge sind, befindet sich der allergrößte Teil der Masse im Universum nun in Weißen Zwergen. Obwohl es noch größere Mengen freies Gas gibt, so ist es doch diffus verteilt und gering konzentriert. Unter dem Strich gibt es in der Degenerierten Ära hauptsächlich stellare Überbleibsel wie Braune und Weiße Zwerge, die im Bereich zwischen 10^15 und 10^37 Jahren die wichtigsten stellaren Objekte im Universum bilden.
In dieser Ära kommen die Braunen Zwerge, die gescheiterten Sterne, die nie genug Masse zur Kernfusion hatten, wieder ins Spiel - denn sie können zusammenstoßen. Heutzutage macht sich niemand Gedanken über kollidierende Sterne, da derartig viel Platz zwischen den Sternen ist, dass eine Kollision quasi unmöglich ist. Anschaulich wird das durch einen Vergleich mit winzigen Sandkörnern, die man im Abstand von jeweils vielen Meilen im Universum verteilt. Doch wenn man lange genug wartet passieren auch scheinbar unmögliche Dinge - und zwei Braune Zwerge in der Degenerierten Ära stoßen in einem bestimmten Winkel zusammen. Dabei kann es passieren, dass das Produkt dieser Kollision genügend Masse besitzt, um zum echten Stern zu werden und die Fusion von Wasserstoff zu Helium zu beginnen. Diese Sterne werden nichts mit der Sonne gemein haben und zu den typischen Roten Zwergen zählen, die über Billionen Jahre langsam ihren Wasserstoffvorrat, den sie mangels Masse zuvor nicht verbrennen konnten, zu Helium fusionieren - um sich irgendwann in die Gruppe der Weißen Zwerge einzureihen.
Kennt man die Anzahl der Braunen Zwerge, die Galaxie in der sie sich befinden, die Kollisionsrate dieser Sterne und die Lebensdauer der durch Kollisionen erzeugten Roten Zwerge, so kann man ausrechnen wie viele Sterne in dieser Galaxie in der Degenerierten Ära scheinen werden. Für unsere Milchstraße erwartet man etwa drei (!) solcher Sterne. Heute gibt es in jeder der unzähligen Galaxien Milliarden Sterne, die hell leuchten. In der Degenerierten Ära werden in der Milchstraße zwei oder drei Sterne, Produkte der unwahrscheinlichen Kollision von Braunen Zwergen, leuchten. Und das mit etwa 1/10.000 der Leuchtkraft unserer Sonne.

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Künstlerische Darstellung eines Weißen Zwergs

Auch Weiße Zwerge können kollidieren, auch wenn dies noch unwahrscheinlicher ist als die Kollision zweier Brauner Zwerge [Anm.: zur Erinnerung, 20km Durchmesser!]. Meist wird dabei nichts herauskommen, was sich durch irgendeine Aktivität auszeichnen würde. Doch manchmal könnten die Produkte solcher Kollisionen genug Masse haben, um in einer besonderen Art Supernova zu explodieren. So wird unsere künftige, dunkle Galaxie von Zeit zu Zeit von einer gewaltigen Explosion erfüllt sein.
Auch scheint es, als würden Weiße Zwerge die sog. dunkle Materie anziehen. In diesen Sternleichen würde sich dann dunkle Materie ansammeln, sich wieder vernichten und dabei Strahlung freisetzen. Diese Strahlung eines Weißen Zwergs würde etwa einer Quadrillion Watt entsprechen. Wenig im Vergleich zur Sonne - aber immerhin ein guter Teil dessen, was auf der Erde von der Sonnenstrahlung ankommt.
Auf lange Zeitskalen gesehen wird sich das Bild der Milchstraße drastisch wandeln und Sterne hinaus in die gigantisch großen Voids geschleudert werden, wortwörtlich leere Bereiche zwischen den Galaxien. Das ließe sich beliebig in die Zukunft extrapolieren, wäre da nicht ein eventuell auftretendes Problem: die Protonen selbst, essentielle Bestandteile der uns vertrauten Materie, könnten zerfallen. Für diese Protonen wird eine ungefähre Lebensdauer von 10^37 Jahre angenommen und die meisten von ihnen befinden sich in dieser Ära in Weißen Zwergen. Wenn nun also ein Proton nach dieser unvorstellbar langen Zeit in ein sog. Positron [Anm.: quasi ein positiv geladenes Elektron] zerfällt, so wird es sich sehr schnell zusammen mit einem dazu passenden, negativ geladenen Elektron vernichten. Von beiden Teilchen wird unterm Strich nichts als Strahlung übrig bleiben, die letztenendes den Stern verlässt und damit seine Masse Stück für Stück reduziert.
Mit diesem Wissen lässt sich nun die komplette Evolution unserer Sonne betrachten. Nach dem Aufblähen zu einem Roten Riesen, dem Verlust der Hälfte ihrer Masse und dem anschließenden Dasein als Weißer Zwerg wird sie durch den Zerfall der Protonen selbst immer kleiner und kälter. Auf lange Sicht ist der Protonenzerfall die wichtigste Triebkraft für die Entwicklung stellarer Körper. Durch den geringeren Gravitationsdruck [es geht ja ständig Masse verloren und Masse ist äquivalent zur Anziehungskraft eines Körpers] wird unsere Sonne als Weißer Zwerg mit der Zeit wieder etwas größer und irgendwann noch ungefähr 400 Watt abstrahlen - eine Energiemenge, die man mit etwas Mühe auf dem Ruderergometer im Fitnessstudio erzeugen kann.
Dieser Zerfall wird weitergehen bis die Sonne von ihrer ursprünglichen Masse auf die des Jupiters, also etwa um den Faktor 1000, zusammengeschrumpft ist. Zu diesem Zeitpunkt wird die Sonne am ehesten einem Block Wasserstoffeis entsprechen, der durch geringste Mengen von Strahlung allmählich seine letzte Masse verliert. Irgendwann wird der Eisblock nicht mehr existieren und die Evolution der Sterne findet ein Ende.
Zu Beginn der Degenerierten Ära hatten wir viele Braune und Weiße Zwerge, ein paar Neutronensterne und schwarze Löcher. Letzte Sterne bildeten sich in seltenen Kollisionen Brauner Zwerge. Dunkle Materie sammelte sich in Weißen Zwergen an und gab ihnen so eine Energie- und Strahlungsquelle, die sie sonst nicht gehabt hätten. Über eine Zeitspanne von 10^20 Jahren verlieren die Galaxien ihre Sterne [besser: Sternleichen] allmählich an das umgebende fast-nichts und schwarze Löcher wachsen, indem sie verbleibende stellare Körper nach und nach verschlucken. Die Degenerierte Ära endet, sobald alle Protonen zerfallen sind. Das wird in etwa 10^40 Jahren der Fall sein.