Sonntag, 11. Juli 2010

Der Niedergang der Evolutionstheorie und die Wahrheit der Schöpfung Teil 1 von 6

Kommen wir zu einem meiner absoluten Lieblingsvideos. Basierend auf dem Buch “Evolution Deceit – The Scientific Collapse of Darwinism and Its Ideological Background” von Harun Yahya soll hier auf wissenschaftlicher Grundlage die Existenz Gottes, die Richtigkeit der Schöpfungsgeschichte und die Fehlerhaftigkeit von Darwins Evolutionstheorie, erstmals beschrieben in “The Origin of Species”, belegt werden.

Interessanterweise sind solche Videos auf Youtube hauptsächlich islamisch geprägt. Im Gegensatz zum Christentum scheint hier das Bedürfnis, einen Gottesbeweis zu erbringen, sehr hoch. Auch scheint es religionsspezifisch zu sein, den Urknall anzuerkennen (es gibt Stellen im Koran, die ihn einigermaßen detailliert beschreiben) und die Neigung, die Evolutionstheorie abzulehnen, ist überdurchschnittlich hoch. In einigen Diskussionen, Videos und Kommentaren wurde mir schnell klar, dass der Grund dafür – neben einer im Vergleich zu den Christen starke Unterwürfigkeit Gott betreffend – in den allermeisten Fällen an einem mangel- und lückenhaften Verständnis der Mechanismen der Evolutionstheorie liegt. Doch dazu später mehr, zunächst einmal Teil 1 von 6 des angesprochenen Videos, das nun Minute für Minute analysiert wird.

DER NIEDERGANG DER EVOLUTIONSTHEORIE und DIE WAHRHEIT DER SCHÖPFUNG [Teil 1/6]

1. Teil: Der Ursprung des Lebens
01:20 “Jeder Teil des Universums ist planvoll durchdacht und in einem harmonischen Gleichgewicht mit dem Ganzen
Schon mit einem der ersten Sätze überhaupt wird versucht, die Meinung des Zuschauers in eine bestimmte Richtung zu lenken. Hier haben wir sie wieder, die Aufzählung der Galaxien und Sterne und des unglaublich komplexen Zusammenspiels aller Teilchen im Universum – woraus folgen muss, dass es einen intelligenten Schöpfer gegeben hat, der das Universum so planvoll durchdacht hat, dass heute alles so ist wie wir es sehen. Dass es hier keinen Kausalzusammenhang gibt wird elegant unter den Teppich gekehrt und die meisten gläubigen Zuschauer sind mit dem Denkmuster “Furchtbar komplex und noch nicht vollständig erklärbar –> war Gott” offenbar zufrieden.
Dazu kommt, dass sich das Universum keinesfalls in einem Gleichgewichtszustand befindet. Einen sich annähernd im Gleichgewicht befindenden Zustand gab es kurz nach dem Urknall. Die Temperatur und Dichte war noch so hoch, dass weder Materie wie wir sie kennen, noch einzelne Atome oder gar Protonen und Neutronen existieren konnten. Da es keine Materie gab, die Schatten werfen konnte, und sich entstehende, subatomare Teilchen sofort bei der Fusion mit entsprechenden Antiteilchen unter Freisetzung von Energie wieder gegenseitig auslöschten, gab es nur Licht und einen absolut gleichmäßigen Brei aus Energie. Das ist ein Gleichgewicht gewesen. Hätte es bis heute bestanden, so gäbe es nach wie vor keinerlei Materie, es gäbe uns nicht, die Erde wäre nicht da, nicht einmal die Sonne oder die einzelnen Wasserstoffatome im interstellaren Raum, die ihn von einem Vakuum unterscheiden, würden existieren. Warum tun sie es doch?
Weil es in eben dieser Phase kurz nach dem Urknall Asymmetrien gab. Während sich fünf Milliarden Materieteilchen sofort mit ihren Antimaterieteilchen zu Energie auflösten fand ein Materieteilchen keinen Annihilator, keinen Partner, mit dem es zu Energie zerstrahlen konnte. Was letztendlich die Basis für sämtliche, heute existierende Materie bildete.
Heute herrscht die Asymmetrie – denn Asymmetrie ist Information. Der vorhin beschriebene Energiebrei zu Beginn des Universums enthielt, unterschlägt man einmal dieses eine Teilchen unter fünf Milliarden anderen, keinerlei Information. Alles war gleich. Könnte man in einem solchen Universum existieren, so würde man nichts über es erfahren können. Man könnte seine Position nicht bestimmen, nicht einmal, ob man sich gerade bewegt oder nicht. Schließlich ergibt ein Blick in jede Richtung das selbe. So ein Universum wäre symmetrisch und im Gleichgewicht. Asymmetrie ist alles, was sich von der Umgebung unterscheidet und damit Information. Seien es nun Sterne, Galaxien, die Hintergrundstrahlung oder wir Menschen. Also halten wir fest – das Universum befindet sich nicht im Gleichgewicht.

02:20 “Im Gegensatz zu allen anderen Himmelskörpern verfügt die Erde über eine Atmosphäre und über eine Oberfläche, die Leben erhalten kann.”
…was natürlich nicht erwiesen ist. Ich bin gespannt, was sich die nächsten Jahre mit immer stärkeren Teleskopen in Sachen Exoplanetenforschung tun wird. Schon heute geht die Zahl der entdeckten Planeten, die um fremde Sterne kreisen, in Richtung der tausend und kürzlich ist es gelungen, erstaunliche Details über einen Planeten (HD209458b) zu erfahren, der gewaltige 150 Lichtjahre von uns entfernt ist. Das entspricht etwa 1.419.105.808.800 Kilometern oder 3.734.488 mal der Entfernung zum Mond. Auf diese Distanz konnte man mit speziellen Verfahren erkennen, dass der Planet etwa 60% der Masse des Jupiter hat, in nur 3,5 Tagen seinen Stern umrundet und dass dort Stürme mit bis zu 10.000 km/h wüten. In den nächsten Jahren sind solche und genauere Messung auch für kleine Gesteinsplaneten wie die Erde zu erwarten.

03:00 “Temperatur, Umlaufbahn und Oberfläche der Erde weisen darauf hin, dass dieser Planet zur Aufnahme von Leben entworfen wurde
Richtig ist, dass sich die Erde in einem schmalen Bereich zwischen “zu kalt” und “zu heiß” um die Sonne dreht. Wäre sie der Sonne etwas näher, so würde das Wasser verdampfen und die meisten Lebewesen könnten nicht existieren. Dieser wohlig warme Zustand erwartet uns in ferner Zukunft tatsächlich, und zwar dann, wenn die Sonne ihren Wasserstoffvorrat völlig zu Helium fusioniert hat und beginnt, sich aufzublähen. Wären wir etwas weiter von der Sonne entfernt, so wäre unser Wasser gefroren und Leben sehr unwahrscheinlich bis unmöglich.
Warum befinden wir uns also ausgerechnet in diesem dünnen Bereich, der Leben ermöglicht? Zufall? Gott? Meiner Meinung nach ist dieser Gedankengang verkehrt. Schieben wir die Erde während ihrer Entstehung ein Stück näher an die Sonne, lassen wir das Wasser verdampfen und die Oberflächentemperatur drastisch steigen. Dann hätten wir eine Erde, auf der nie Leben entstanden wäre. Und folglich auch keine Menschen, die sich fragen, warum sie ausgerechnet in diesem schmalen, für Leben optimalen Bereich leben. Logik erkannt?

03:16 “Míllionen verschiedener Arten von Pflanzen und Tieren leben auf dem Planeten in vollkommener Harmonie
Wie wird Harmonie definiert? Der Mensch, der nunmal ein Tier ist und zu diesen Millionen verschiedener Arten zählt, scheint auf den ersten Blick jedenfalls nicht sonderlich harmonisch. Wobei Worte wie “gut”, “schlecht” oder “harmonisch” sowieso nur vom Menschen vorgenommene Wertungen eigentlich wertungsfreier Dinge und Vorgänge sind. Beispiel: Es leben nur zwei Menschen in einem riesigen, von der Außenwelt abgeschnittenen Gebiet. Der eine hat Wasser und Nahrung und will sie nicht teilen, der andere hat nichts. Erst durch die Wertung des Menschen mit den leeren Händen wird der andere “egoistisch” oder “böse”. Nun bringt der arme, dem Verdursten ausgesetzte Mensch den anderen um und nimmt seinen Proviant an sich. Er selbst hat kein schlechtes Gewissen da er andernfalls gestorben wäre. Und sonst ist niemand da. Wer wertet diese Tat? Solange also kein Mensch eine Wertung vornimmt, sind Dinge und Vorgänge neutral.
Diese Ausgewogenheit ist dermaßen beständig eingerichtet, dass sie ohne den Eingriff des Menschen auf ewig fortbestehen würde
a) Der Mensch zählt ein Tier, warum sollte er ausgenommen werden? b) Spekulation ohne einen einzigen Anhaltspunkt

03:35 “Wenn man die Lebewesen auf der Erde betrachtet, erkennt man einen klaren Plan. Alle sind mit außerordentlich komplexen Systemen ausgestattet, die es ihnen ermöglichen, ihre Aufgaben optimal zu erfüllen. Da das Leben planvoll entworfen und wohlgeordnet ist, muss es auch einen Schöpfer geben.”
Allmählich werden harte Geschütze aufgefahren und mit vermeintlichen Kausalzusammenhängen wird nur so um sich geworfen. Der einzig wissenschaftlich haltbare Plan, der die derzeit lebenden und fossilen Arten erklärt, ist nach wie vor die Evolutionstheorie. Diese besteht solange, bis sie widerlegt werden kann. Was bisher noch nicht gelungen ist.
Der nächste Schritt ist die Unterstellung, jedes Lebewesen hätte bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Hier wird eine übergeordnete Macht, die diese Aufgaben verteilt, schon impliziert und im nächsten Satz sogar mit “Da das Leben planvoll entworfen wurde…” vermeintlich belegt. Allerdings bleibt uns der Autor den Beweis schuldig, dass das Leben tatsächlich planvoll entworfen wurde.

evolution 
Der Mensch stammt nicht vom Affen ab, Affe und Mensch haben lediglich einen gemeinsamen Vorfahren vor etwa 7 Millionen Jahren

Jetzt kommt’s gleich knüppeldick… Vorsicht vor versteckten Wertungen ;)
04:35 “Im 19. Jh. wurde eine Theorie entwickelt, die diese offensichtliche Tatsache [Anm.: bisher wurde nichts bewiesen, insofern gibt es auch keine Tatsache] der Schöpfung verleugnet. Die Theorie behauptet, dass die Lebewesen auf der Erde nicht von Allah erschaffen wurden sondern in einem Prozess von Zufällen entstanden ist [Anm.: nicht zu verwechseln ist die Zufälligkeit, mit der Mutationen entstehen und die von der Umwelt abhängige, nicht zufällige Selektion]. Der Begründet der Evolutionstheorie war der Amateur-Naturwissenschaftler [Anm.: erste Erfahrungen mit Naturwissenschaften und Experimente im Alter von 9, Beginn des Medizinstudiums mit 16 Jahren, zahllose Expeditionen schon während des Studiums und auch danach] Charles Darwin. […] Das Buch wurde in kurzer Zeit populär. Entscheidet war dafür jedoch nicht sein wissenschaftlicher Wert sondern seine ideologische Bedeutung [Anm.: freche Unterstellung, die damalige Wissenschaft wurde von der Diskussion über Darwins Idee beherrscht]. Darwins Ansichten waren eine bedeutende Stütze der materialistischen Philosophie, die die Existenz Allahs leugnet. Anhänger dieser Philosophie waren seine enthusiastischsten Unterstützer: der Begründer des dialektischen Materialismus, Karl Marx, widmete Darwin sein berühmtes Buch “Das Kapital”.”
Gegner gesucht, Gegner gefunden, Darwin in deren Reihen aufgenommen, Zuschauer polarisiert, Ziel erreicht. Im Prinzip nichts anderes als zum Beispiel die weniger unauffällige Manipulation “Darwin – Kaplan des Teufels” (Titel einer anderen Dokumentation).

05:45 Hier wird ein Versuch gestartet, die Evolutionstheorie auf einfache Art zu erklären – und mit Unwahrheiten zu spicken. Tatsache ist, dass Darwin den Schwierigkeiten seiner Theorie tatsächlich einen Abschnitt in seinem Buch gewidmet hat. Von der “Spontanen Entstehung”, auf die im Video verwiesen wird, ist dort allerdings nichts zu lesen. Stattdessen beschreibt Darwin die Entstehung des allerersten Lebens als “unerklärt”, da die Wissenschaft “in gänzlicher Unklarheit über die Wechselbeziehungen der Erdenbewohner während so vieler verflossenen Perioden ihrer Geschichte” ist. Hier liegt tatsächlich ein Problem, das die Evolutionstheorie im Ganzen jedoch nicht berührt. Die Entstehung von Leben an sich wird auf einen Zeitraum ungefähr 3-4 Milliarden Jahre vor unserer Zeit datiert. Logischerweise ist es alles andere als einfach, über eine so lange zurückliegende Zeit Aussagen zu treffen. Allerdings gelangen auf diesem Forschungsgebiet in jüngster Vergangenheit einige Durchbrüche. Während das klassische Miller-Urey “Ursuppen-Experiment” zeigte, dass unter bestimmten Bedingungen und unter Energiezufuhr aus Wasser, Ammoniak, Wasserstoff und Methan einfache Aminosäuren und andere organische Verbindungen entstehen können und dass das Leben vermutlich in seichten Gewässern an der Meeresoberfläche entstanden sein dürfte, deuten neuere Experimente eher auf einen Übergang anorganischer in organische Moleküle an hydrothermalen Quellen (nicht die “Black Smokers” sondern mit 90°C deutlich kühlere Quellen) am Meeresboden hin. Informiert man sich ein wenig über die Arbeit von William Martin, so findet man eine plausible Hypothese zu diesen Vorgängen.
Mit der Aussage Pasteurs, dass Leben nicht spontan entsteht, soll schlussendlich der vermeintliche Fehler Darwins, sich auf die Spontane Entstehung zu stützen, wissenschaftlich entlavt werden. Nur hatte Darwin eben nichts mit der Spontanen Entstehung zu tun. Auch die Zitierung Oparins verfolgt kein anderes Ziel. Genauer betrachtet beinhaltet seine Aussage lediglich, dass er mit seinen Experimenten die Entstehung der Urzelle nicht beweisen konnte, nicht mehr und nicht weniger.

Zum zweiten Teil gibt’s bald was nachgereicht.

Interessanterweise lässt sich aber jetzt schon beobachten, auf welche Mittel beim Gottesbeweis zurückgegriffen wird. Der Versuch eines Gottesbeweises gehört jedenfalls nicht dazu, vielmehr soll durch die gezielte Kombination und teilweise auch Manipulation scheinbar harter, wissenschaftlicher Fakten, ein Gegenbeweis zur Evolution erbracht werden. Wenn es aber, wie im Beschreibungstext des Videos erwähnt, “Millionen unwiderlegbare Beweise” für die Existenz Gottes gibt, wieso wird dann so konsequent nach dem Motto “ich hab zwar keine stichhaltigen Beweise, torpediere aber jede Vorstellung, die meiner nicht Entspricht, mit Kritik” argumentiert?

Letztendlich kann ich niemandem verdenken, gläubig zu sein. Selbst aus rein wissenschaftlicher Sicht macht Glaube Sinn. Der Mensch hat sich seine Umwelt schon immer auf die Weise erklärt, die zu seinem Wissen passt und ihm das Leben nicht unnötig erschwert. Weist dieses Wissen Lücken auf, so hat er die Wahl, seine Zeit zum Füllen dieser Lücken zu verwenden – oder erspart sich einiges an Zeit und Mühe und füllt die Lücken, die er zur Bewältigung seines Alltags benötigt, mit einem oder mehreren Göttern. Der einfachere Weg ist ohne Frage der zweite, vor allem wenn wenige Ressourcen zur Verfügung stehen und, ganz pragmatisch gesagt, eine Nutzung der knappen Ressourcen für die Forschung die Überlebenschancen mindert. Warum sind die Menschen materiell ärmerer Länder wohl häufiger gläubig?

Was mich sehr beschäftigt ist die Unfähigkeit vieler Gläubigen, sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse einzulassen, die die Macht des eigenen Gottes scheinbar schmälern. Ist dieser Gott existent und vermag er wirklich in Ereignisse einzugreifen, so wird ihm eine Entdeckung des im Vergleich minderbemittelten Menschen wohl kaum seine Macht kosten. Und ist er nicht in einer Form existent, die wir als einzelnes Wesen definieren würden, sondern nur in den Köpfen der Gläubigen, so ist seine Macht sowieso nicht bedroht. Warum wurden die Anhänger der runden Erde, des Heliozentrischen Weltbilds und viele andere Menschen bishin zu Vertretern der Evolutionstheorie von religiösen Hardlinern ständig mit dem Tod bedroht? Eine kleine Portion Distanz zum eigenen Standpunkt würde nicht nur manchem Wissenschaftler gut tun…

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